Freitag, 30. Oktober 2020

RPG-Blog-O-Quest #061 – Zwischenbilanz Coronakrise (Oktober 2020)

Vor 16 Monaten, im Juni 2019, habe ich das letzte Mal bei der RPG-Blog-O-Quest mitgemacht, aber das aktuelle Thema erschien mir als der richtige Moment, mich zurück in diese Reihe zu wagen.
In meinem Artikel Ein persönlicher Kommentar zur Endzeit hatte ich mich schon einmal mit Corona und seinen Folgen beschäftigt.
Damals schrieb ich noch etwas über einzigartige Wochen, die uns bevorstünden, doch jetzt, mehr als 7 Monate später, hat die Pandemie nicht nur kein Ende gefunden, sondern auch neue Höhen erreicht, so dass noch nicht einmal grob abzusehen ist, wann dies der Fall sein könnte.
Und so möchte ich mich im Rahmen der aktuellen RPG-Blog-O-Quest doch noch einmal mit Corona beschäftigen, vor allem aus rollenspielerischer Sicht, wenn auch bestimmt der eine oder andere Gedanke über diesen Bereich hinausgehen wird.
In diesem Sinne, im Oktober 2020 steht die Quest unter dem Motto Zwischenbilanz Coronakrise und wird ausgerichtet von Ackerknecht,
Wie immer geht es darum, zu einigen vorgegebenen rollenspielerischen Fragen unter dem vorgegebenen Thema Stellung zu beziehen.

Die Fragen:

Frage 1:
In der Summe bisher, war der Einfluss von Corona in Bezug auf Euer Hobby Rollenspiel negativ, irrelevant oder sogar positiv?

Negativ fällt für mich der Ausfall persönlicher Kontakte ins Gewicht. Während man sich vor der Pandemie einfach mal mit Freunden auf einen geselligen Abend treffen konnte, ist dies momentan in den meisten Fällen nur online möglich.
Der heftigste Einschlag war jedoch der faktische Ausfall der meisten Conventions und vor allem der Internationalen Spieltage. Das Vorbeischlendern an den Ständen, das Entdecken ganz neuer Verleger und Läden, der plötzliche Impulskauf, weil einem etwas ins Auge fällt, all dies konnte nicht stattfinden.
Conventions und Messen stellen die Dreh- und Angelpunkte der Szene dar, und das bedeutet nicht nur, dass man viele Leute inzwischen seit Monaten nicht gesehen hat, sondern auch, dass die üblichen Gespräche vor Ort, aus denen immer wieder Ideen für neue Projekte entstanden sind, nicht mehr stattfinden konnten.
 
Das kann auch durch einen der wenigen positiven Aspekte der zwangsweisen Isolation nicht aufgefangen werden, dass sich nämlich das Geschehen in der Szene mehr und mehr in die Online-Welt verschoben hat. Kaum noch jemand, der nicht plötzlich einen Discord-Server aufbaut, viele neue Podcasts und Vlogs erscheinen auf der Bildfläche, immer mehr Online-Runden finden sich zusammen, um den bestehenden Mangel auszugleichen, es werden sogar ganze Conventions aus dem digitalen Boden gestampft und finden sogar die Akzeptanz der Fans.
Hier entsteht eine neue Welt, in der wir uns sicherlich auch in den nächsten Jahren bewegen werden.
 

Frage 2:
Was war denn die gravierendste Auswirkung der Situation aufs Hobby?

Wie bereits gesagt, der Ausfall fast aller Conventions und Messen. 
Ich war sowohl auf dem WELTENWerker - Konvent Anfang März in Gießen als auch auf der NiederrheinCon im August in Wesel, und damit habe ich alle größeren Spielertreffen besucht, die in diesem Jahr stattgefunden haben.
Zu dem Zeitpunkt, wo ich diese Zeilen schreibe, liegt der Termin der Internationalen Spieltage eine Woche hinter mir. Normalerweise ist dies natürlich die beste, die geilste, die einfach wichtigste Veranstaltung des Jahres.
Und was war dieses Jahr? Nichts war. Mehr oder weniger...
Es gab zwar die SPIEL.digital, einen löblichen Versuch der Veranstalter, wenigstens ein wenig des üblichen Messegefühls zu erzeugen, doch zumindest mich hat diese Veranstaltung nicht erreicht. 
 
Können Online-Veranstaltungen wirklich ein adäquater Ersatz für reale Veranstaltungen sein?
Ich denke, sie können das nicht.
Sie sind eine angenehme und auch zielführende Veranstaltung, und ich denke und hoffe sogar, sie bleiben uns in Zukunft erhalten. 
Trotzdem können sie letztendlich nicht die persönlichen Treffen mit Gleichgesinnten ersetzen, das gemeinsame Abendessen nach einem langen Con-Tag, das Zusammenstecken der Köpfe an einem Tisch über einem neuen Spiel.
Immerhin, Personen, die noch nie eine der größeren Conventions besucht haben, weil sie zu weit weg wohnten, können jetzt einfach die Online-Version besuchen.
Viele Leute wünschen sich sicherlich auch, dass die Möglichkeit, eben nicht in weiter Entfernung, sondern quasi vom heimischen Schreibtisch aus an einem Spielertreffen teilnehmen zu können, ihnen auch nach dem Ende der Pandemie noch erhalten bleibt.
Für mich ist diese neue Art der Veranstaltung aber vor allem eine spannende Ergänzung unseres vielfältigen Hobbys.
 
Ein anderer Faktor, der sich momentan wahrscheinlich noch gar nicht wirklich abschätzen lässt, sind die wirtschaftlichen Folgen der Krise. 
Welche Verlage, Läden, Online-Shops, Conventions oder anderen Projekte werden von den Folgen der Pandemie so gebeutelt sein, dass sie nicht überleben oder aus anderen Gründen aufgeben? 
Gibt es vielleicht auch Gewinner der Situation, die durch ihre Produkte, ihre generelle Ausrichtung oder auch durch geschicktes Krisenmanagement Vorteile durch die Pandemie haben?
Wie viele der kleinen, oft von wenigen begeisterten Stützen getragenen Unternehmen und Gruppierungen der Szene werden auch einfach an der stetigen, vor allem auch psychologischen Belastung durch die Krise zerbrechen?
Ich weiß es nicht... und ehrlich gesagt macht es mir Angst, zu viel darüber nachzudenken.

Frage 3:
Glaubt Ihr, dass das Hobby wird irgendwann wieder "normal" werden wird? Mit dichtem Gedränge an der Con-Rundenliste und nächtelangem Zocken mit Personen aus fünf verschiedenen Haushalten in einem schlecht belüfteten Keller?

Natürlich wird alles wieder normal werden; ich möchte bloß noch nicht vermuten, wann.
Doch wenn Impfungen und wirksame Medikamente zur Verfügung stehen, wird Corona eine Krankheit wie viele andere werden, gegen die es eben ein Mittel gibt.
 

Frage 4:
Habt Ihr ein geiles Hobby-Projekt für "die Zeit danach" in Arbeit? Ein nie dagewesenes Roll20-Skript? Eine neu bemalte WH40K-Armee? Ein episches LARP Kostüm?

Tatsächlich haben meine laufenden Arbeiten in dieser Zeit nicht wirklich geruht, oder wenn, dann nicht wegen Corona.
Ich arbeite weiterhin an verschiedenen Projekten, die hoffentlich bald das Licht der Welt erblicken, und habe mir sogar mit der Arbeit als "Social-Media-Typ" der Redaktion Phantastik sowie als Verwalter ihres Discord-Servers https://discord.gg/rxxKFfU ein neues Betätigungsfeld gesucht.
"Die Zeit danach" wird deshalb eher davon geprägt sein, dass ich mich wieder um mehr reale Treffen, schöne Gesprächen über nerdige Themen, gemeinsame Spielrunden und überhaupt mehr Kontakt mit anderen Verrückten bemühen werde.

Frage 5:
Habt Ihr die Situation schon einmal im Spiel aufgenommen? Habt Ihr den lang geplanten Seuchenplot endlich ausgespielt? Oder habt Ihr den lang geplanten Seuchenplot endgültig zu den Akten gelegt? Versteht Ihr jetzt besser, was VITAS für die Welt von Shadowrun bedeutet?

Nein. Oder vielleicht eher: NEIN!
Rollenspiel hat für mich auch immer die Aufgabe des Eskapismus, des Entkommens aus dem Alltag, genauso wie das Konsumieren von Medien.
Eine allzu reale, vielleicht sogar bedrohliche Situation in einem solchen Umfeld zu erleben, hat daher für mich nichts Erstrebenswertes, nichts Entspannendes.
So wenig wie ich in einem Film die Geschichte einer Seuche sehen möchte, so wenig möchte ich eine Rollenspielrunde mit einem solchen Thema belasten.
Lasst uns doch lieber ein paar schön irreale cthulhuide Monster aufhalten oder irgendwelche absonderlichen Kriminalfälle aufklären.
 

Die RPG-Blog-O-Quest wurde diesmal angeleiert von Ackerknecht.
Dort findet ihr auch alle Antworten verlinkt, ebenso im Forum von RSP-Blogs.de.

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