Donnerstag, 27. Juli 2017

Karneval der Rollenspielblogs Juli 2017 - Rollenspiel im täglichen Leben

Der Karneval der Rollenspielblogs ist eine monatliche Aufforderung, sich zu einm rollenspiel-relevanten Thema zu äußern, jeweils ausgerichtet von einem Blog, der das Thema vorgibt und die Arbeit des Zusammentragens übernimmt.
Im Monat Juli wurde der Karneval ausgerichtet vom Nerd-Wiki, und zwar zum Thema:

Rollenspiel im täglichen Leben


Rollenspiel ist so sehr ein Teil meines täglichen Lebens wie das Essen und Schlafen.
Nicht so sehr, weil ich tatsächlich so viel spiele (denn das tue ich leider nicht mehr so häufig), sondern weil meine Gedanken immer wieder dorthin zurückkehren, neue Welten, Abenteuer und Regeln ersinnen und sich immer wieder darum drehen, wie und warum man denn nun rollenspielen könnte oder sollte.
Doch da gibt es diese Stimme in meinem Kopf:
Warum spielst du dann so selten, wenn du doch so viel darüber nachdenkst?

Früher war alles besser!

Als du angefangen hast mit dem Rollenspiel, damals, 1984, da war die Welt noch einfacher.
Du warst gerade mal 19 und frisch aus der Schule ins Lebens geflohen, so dass sich eine große und breite Zukunft vor dir ausbreitete. Du hattest eine Freundin, du hattest irgendwann auch mal eine Ausbildungsstelle in Aussicht, und du hattest einfach verdammt viel Zeit.
Zusammen mit deiner damaligen Rollenspieltruppe begabst du dich in seltsame Welten, plündertest Dungeons und Drachenhorte und hast dich durch ganze Horden von Bösewichten gemetzelt.
In diese Ära fiel auch der Gedanken, mit einigen anderen die Gilde der Fantasy-Rollenspieler zu gründen. Ja, du hattest Zeit, und du warst dir sicher, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gab, diese zu verbringen, als dich ums Rollenspiel und ums Schreiben fürs Rollenspiel zu kümmern.

Das böse, böse wirkliche Leben

Doch mit zunehmendem Alter kommen neue Aspekte in dein Leben.
Die Immer-noch-Freundin möchte mit dir zusammenziehen, ihr wollt heiraten und Kinder bekommen.
Der Job, bislang nur geringfügige Störung zwischen längeren Phasen der Freizeit, verlangt auf einmal deine Aufmerksamkeit. Du sollst dich um deine Aufgaben kümmern, Verantwortung übernehmen, deinen Lohn wirklich verdienen.
Dann kommen wirklich die gewünschten Kinder, und alles wird ganz anders, als du es dir vorgestellt hast. Keine Zeit hier, keine Zeit dort... und dabei bist du vielleicht noch derjenige in der Beziehung, der sich nicht den ganzen Tag um die lieben Kleinen und ihre Bedürfnisse kümmern muss.
Und wenn du dich umsiehst, siehst du, dass es deiner ganzen alten Gruppe genauso geht... die Wirklichkeit hat euch eingeholt...

Die dunklen Zeiten...

Irgendwann denkst du dir, dass du nie mehr die die Zeit aufbringst, um zu spielen.
Kistenweise kommen die Rollenspielbücher in den Keller, warten vergeblich darauf, dass sie wieder hervorgeholt werden.
Deine Partnerin schlägt vor, die Sachen doch endlich zu entsorgen; was seit zwei Jahren im Keller liegt, holt man eh nie wieder heraus. Doch du wehrst dich... nein, so leicht wirst du dich nicht geschlagen geben.
Und doch findest du keine Gelegenheit zum Spielen, zum Schreiben oder auch nur zum Denken, denn die ganze Welt dreht sich um dich, reißt dich mit in einen Strudel, in dem außer der vorgeblichen Wirklichkeit kein Platz mehr für Träume ist.

...und das Licht am Ende des Tunnels

Dann taucht der Typ auf, mit dem du vor Jahren mal gespielt hast...
"Hey, noch einmal rollenspielen, um der alten Zeiten willen?"
Warum nicht einen Abend mal Würfel werfen und Drachen erschlagen? So viel Zeit hast du.
Denn der Funke ist noch immer in dir, wartet nur darauf, wieder angefeuert zu werden, sich zur Flamme zu entwickeln, zur Feuersbrunst!
Ja, es hat dir gefehlt, verdammt, dieses Phantasieren, dieses Fliehen aus dem grauen Alltag, die Geschichten, die man zusammen erlebt und noch Jahre danach feiert.
Und du beschließt, die Kisten wieder aus dem Keller zu holen, okay, nicht alle, so viel Platz hast du nicht mehr, aber einige, die wichtigsten, und du liest wieder darin, und es brodelt in dir, all diese Abenteuer zu erleben...

Seltsame Menschen...

Schon damals (während deines ersten Rollenspieler-Lebens) fanden dich die Leute komisch, aber da warst du ja auch noch jung und irrational.In deinem jetzigen Alter solltest du jetzt aber vernünftig und erwachsen sein, ein rationales Wesen. Wenn du das mit Anfang 50 nicht bist, schaut man dich an wie einen Pariah mit bizarren Interessen.
Rollenspiele? Jaja, davon habe ich gehört, das ist das mit den Lederoutfits und den Peitschen, oder?
Wie bitte? Du stellst dir vor, ein Ritter oder Astronaut zu sein? Ist das nicht Kinderkram? Bescheuert? Oder sogar gefährlich? Satanistisch?
Wenn du als Rollenspieler erzählst, was du tust, musst du dich darauf einstellen, dass du von deiner Umgebung mit verwunderten bis angsterfüllten Blicken bedacht wirst, auch heute noch.
Du passt nicht in das übliche Bild des anständigen Bürgers, der Sonntag den Tatort guckt, jeden Tag friedlich arbeiten geht und sich um seinen lokalen Fußballverein kümmert.
Du bist... anders.

Lebe deinen Traum

Rollenspieler, Autor, Verleger, Maler, Fotograf, Handwerker, Schneider, Sportler... was auch immer du zum Zentrum deines Lebens machst, geh davon aus, dass du von einigen Leuten komisch angesehen wirst, wenn du davon erzählst. Aber das muss dir egal sein.
Wenn es das ist, was du wirklich tun willst, dann tu es auch. Such die Gelegenheiten, quetsch aus dem Leben die kleinen Fluchten heraus, die du ergreifen kannst, ohne dass alles andere zusammenbricht.
Versteck dich nicht. Erzähl, was du am Wochenende gemacht hast, auch wenn deine Kollegen dir den Vogel zeigen. Es gibts nichts wofür du dich schämen müsstest... solange du niemandem auf die Nerven gehst, indem du ihn volltextest, obwohl du weißt, dass es ihn nicht interessiert.
Genieß einfach die besonderen Momente, die dein Leben dir bietet, und mach das Beste daraus. Es muss niemandem gefallen außer dir.
Und wenn du alles richtig machen willst, dann läster auch nicht über die, die etwas anderes als du gut finden. Immerhin verlangst du ja auch, dass sie dich akzeptieren.




Alle Beiträge zum Karneval der Rollenspielblogs Juli 2017 findet ihr übrigens
im Nerd-Wiki oder im Forum von http://rsp-blogs.de.

Dienstag, 11. Juli 2017

RPG-Blog-O-Quest #22 - Über den Tellerrand (Juli 2017)

Nachdem ich einen Monat lang aus zeitlichen Gründen aussetzen musste, nehme ich im Juli mal wieder an der RPG-Blog-O-Quest teil, diesmal unter dem Motto Über den Tellerrand, wobei dieser Blick bei den vorliegenden Fragen doch noch sehr am Tellerrand des Rollenspiels hängen bleibt.
Aber egal, los geht's!

Die Fragen:


Frage 1:
Letzten Monat habe ich
nach viel zu langer Zeit endlich mal wieder eine Rollenspiel-Runde geleitet, und zwar mit meinem eigenen Abenteuer Das Monster von Sark für Private Eye, und das war ziemlich spannend, weil ich es direkt mit der Verlegerin des Regelwerks (Sylvia Schlüter) spielen konnte, die das Abenteuer vielleicht demnächst veröffentlichen möchte.
Connections sind eben alles...
😇


Frage 2:
Zurzeit lese ich Geh nicht in den Winterwald aus dem Hause System Matters und finde es hervorragend.
Ein regelarmes Erzählspiel um Horror-Märchen und gruselige Legenden, angesiedelt im puritanisch geprägten Amerika des 17. Jahrhunderts... und somit genau das, was ich momentan als Spiel suche.


Frage 3:
Das Beste, was ich in den letzten Monaten erlebt habe, war mein Besuch auf der Role Play Convention in Köln.
Das lag allerdings weniger an der problembeladenen Organisation der Veranstaltung und dem chaotischen Gebahren der Stadt Köln und der dortigen Messe, sondern vor allem an den anwesenden Rollenspielern, Podcastern, Verlegern und CosPlayern.
Ich bin mal wieder mit viel zu viel Zeug zurückgekommen und habe so manchen neuen Schreibauftrag an Land gezogen, über den ihr demnächst noch hören werdet.
Wer mehr wissen möchte, hier ist mein zugehöriger Blog-Beitrag.

Frage 4:
Dahingegen war der Rest des Jahres rollenspielerisch ziemlicher Mist, weil es mir wieder nicht gelungen ist, auch nur annähernd die Zeit zu finden, die ich gebraucht hätte, um...
  • die Spiele zu spielen, die ich hätte spielen wollen
  • die Projekte voran zu treiben, die mich faszinieren
  • die Menschen, die mir beim Denken und Phantasieren helfen, oft genug zu treffen
Die Gründe dafür waren wie immer vielfältig, aber vor allem dieses verflixte "reale Leben", das sich mit seinen ständigen Problemen und Verpflichtungen immer wieder in den Vordergrund drängt.
Blödes Ding!


Frage 5:
Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würde, dann würde ich gerne jetzt und hier meinen normalen Job hinter mir lassen und mich nur noch als Autor betätigen.
Rollenspiele, Brettspiele, Kartenspiele, Geschichten, Bücher... all diese Dinge warten in mehr oder weniger fertiger Form auf meiner Festplatte darauf, dass ich endlich genug Zeit habe, um sie fertigzustellen.
Leider sind es bis zu meiner Rente noch ein paar Jährchen hin, und wer weiß, ob ich bis dahin nicht schon so senil bin, dass ich es nicht mehr auf die Reihe bekomme, zu schreiben.
Von daher: wer von euch da draußen finanziert mir meinen vorzeitigen Ruhestand?
Ich schreibe euch auch ein Buch nach Wunsch...

Bonusfrage:

Der interessanteste Link, den ich in meinen Bookmarks habe, führt zum Deutschen Koloniallexikon, einem 1914 geschriebenen Buch über die Deutschen Kolonien, das allerdings wegen des Krieges erst 1920 in unveränderter Form erschien, als Deutschland gar keine Kolonien mehr hatte.
Ein faszinierendes Werk darüber, wie man damals Kolonialismus und vor allem Afrika verstand.


Die RPG-Blog-O-Quest wurde diesmal angeleiert von Doctore Domanis Archive
Alle Antworten findet ihr im Forum von RSP-Blogs.de.

Freitag, 7. Juli 2017

The Green Box of Games - Ein Interview mit Jørgen Brunborg-Næss


Datenanalyst Jørgen Brunborg-Næss aus Norwegen war auf der SPIEL ’16 mit seinem ersten Spielprojekt zu Besuch, einer recht unscheinbaren Schachtel mit dem Aufdruck The Green Box of Games, gefüllt mit Plättchen, Karten, kleinen Plastikwürfelchen und weiterem Material, jedoch ohne irgendwelche Regeln.
Und obwohl er keinen eigenen Stand hatte, konnte er doch alle 100 vorhandenen Exemplare verkaufen. 
Inzwischen läuft ein Kickstarter, um eine neue Version zu finanzieren, doch davor konnte ich ein Interview mit dem Designer über sein Projekt führen.


Zunächst einmal, was ist die Green Box of Games, und warum sollte ich sie mir kaufen?

Die Green Box of Games ist ein ganzes Spielsystem in einer einzigen Schachtel. Sie enthält ein generisches Set an Komponenten, mit denen man viele verschiedene Spiele spielen oder auch ganz neue Ideen entwickeln kann.
Zunächst einmal kannst du damit viele verschiedene Spiele in einer kleinen Kiste mit dir herum tragen, und dann kannst du auch selbst kreativ werden und dir ganz neue Spiele mit den vorgegebenen Materialien einfallen lassen.

Normalerweise macht man ein Spiel und sucht sich dafür das notwendige Material, du hingegen produzierst Spielkomponenten ohne irgendwelche Regeln in der Schachtel. Warum?

Es waren eigentlich zwei verschiedene Auslöser, nämlich Faszination und Frustration.
Eine ganz besondere Faszination hat auf mich immer ein ganz normales Kartenblatt ausgeübt, das ich für die größte Errungenschaft im Bereich Spieledesign halte. Leute mögen darüber streiten, ob Schach oder Go das beste Spiel der Welt ist, aber beide können mit einem normalen Kartenblatt nicht mithalten, wenn es um die Flexibilität, die Zugänglichkeit und die Anzahl möglicher Spieler geht. Aus diesem Grund wollte ich einen Satz an Materialien schaffen, der die Flexibilität und Zugänglichkeit eines Kartendecks hat, dabei aber Spiele und Erfahrungen ermöglicht, die den modernen Brettspieler mehr befriedigen.
Die angesprochene Frustration kommt hingegen von den „10 in 1”-Spielesammlungen, die man aktuell in Norwegen und wahrscheinlich auch anderswo kaufen kann. Jede Familie in Norwegen hat eine von diesen Schachteln gekauft, und sie enthalten normalerweise das Material und die Regeln für Schach, Dame, Mühle, Halma und sechs Varianten von Spielen nach dem Motto Würfeln-und-Laufen. Das Spielerlebnis ist lausig, aber sie verkaufen sich trotzdem wie blöde. Darum wollte ich eine Spielesammlung haben, die für die Laufkundschaft die gleiche Anziehungskraft besitzt, dabei aber qualitativ hochwertige Spielerlebnisse ermöglicht.

Wie hast du die Materialien in der Schachtel ausgewählt? Hattest du irgendwelche Spiele im Hinterkopf, oder hast du einfach genommen, was dir sinnvoll erschien?

Ich hatte keine bestimmten Spiele im Kopf.
Die ersten Elemente, bei denen ich mir sicher war, waren die Plättchen. Sie waren eine offensichtliche Wahl, um viele verschiedene Brettspiele erschaffen zu können.
Ich wollte außerdem absolut generische Spielsteine, passend zu den Plättchen, und so kam ich auf die Plastikwürfel in vier verschiedenen Farben.
Der komplexeste Teil des Spielmaterials war das Kartendeck, das mehrere Variationen durchlebte, bevor es in der aktuellen Zusammensetzung vorlag. Ich brauchte Karten, um Spiele mit Zufallselementen und Variationen zu entwickeln, ohne mich dabei auf Würfel allein zu verlassen, und ich wollte, dass die Karten eine Verbindung mit den anderen Komponenten herstellten, also den Symbolen auf den Plättchen und den Farben der Würfel.
Ziffern hinzuzufügen war eine ganz natürliche Entwicklung, aber ich wollte eine ungleichmäßige Nummernverteilung, um die Karten auf verschiedene Arten in einem Spiel gleichmäßig verteilen zu können.


Wie wurde das Material in der Green Box of Games hergestellt?

Bisher war das alles eine Ein-Mann-Show, was auch heißt, dass ich das ganze Design der ersten Auflage selbst zu verantworten habe.
Die eigentliche Herstellung erfolgte durch The Game Crafter, einen Print-on-demand-Drucker, der sich  auf Brettspiele spezialisiert hat.

Welche Erfahrungen hast du bei dieser Art der Produktion gemacht?

Was ich bei The Game Crafter entdeckte, war, dass ich das ganze Design selbst machen konnte. 
Man lädt einfach nur die Daten auf einen Server, und man kann einen einzelnen Prototypen herstellen, oder zehn Boxen, um sie mit seinen Freunden zu teilen, oder 100, um sie auf einer Messe zu verkaufen. 
Diese Art der Herstellung ist zu teuer, um damit Geld zu verdienen, aber man muss nicht viel Aufwand investieren, um etwas in der Hand zu haben.
 
Wie sind die über 40 Spielregeln entstanden, die man inzwischen von deiner Website Green Box of Games herunterladen kann?

Diese Spiele sind vor allem entwickelt oder entdeckt worden, indem wir mit den fertigen Komponenten herumgespielt haben.
Die ersten Spiele waren traditionelle Spiele wie Dame, Mensch-ärgere-dich-nicht und Backgammon, danach Abwandlungen von Manhattan und Cartagena, bevor ich damit anfing, eigene Ideen zu verwirklichen. 
Ich glaube, mein persönlicher „Moment der Wahrheit”, als ich wusste, dass ich ein gutes System hatte, war der Augenblick, als ich das erste wirklich eigenständige Spiel entwarf, das auf den Ideen meines neunjährigen Sohns basierte. Das Spiel heißt Grenade Salad, und es ist immer noch einer meiner Lieblinge. Es ist ein leichtes Kampfspiel, bei dem die Soldaten (die Würfel) zufällig auf den Tisch geworfen werden. Mit dem ganzen Tisch als Spielfläche nutzt man die verschiedenen Symbole auf den Karten, um verschiedene Aktionen zum Angreifen oder zum Einsetzen von Verstärkung durchzuführen. Dieses Spiel hatte nichts mit dem zu tun, was ich mir bis zu diesem Zeitpunkt mit den vorhandenen Komponenten ausgemalt hatte, und es zeigte mir wirklich, welche verschiedenen Spielerfahrungen man damit erschaffen konnte.

Gehören die Spiele, die du adaptiert hast, zu deinen Lieblingen, oder ist es einfach das Beste, was du mit dem vorhandenen Material machen konntest?

Eine Kombination aus beidem. Inzwischen kann ich ein anderes Spiel nicht mehr ansehen, ohne gleich zu überlegen: „Kann ich das auch mit der Green Box of Games spielen?“
Aber die meiste Arbeit, wenn auch die mit dem größten Spaßfaktor, ist das Entwickeln eigenständiger Spiele für das System; davon habe ich aktuell bereits 14 fertiggestellt.


Gab es eigentlich irgendwelche Beschwerden wegen der neuen Versionen bestehender Spiele, die auf deiner Website auftauchen?

Noch nicht…😉
Ich denke, die „Reichweite” der Green Box of Games ist noch ziemlich begrenzt, und bislang ist wohl keiner der etablierten Verleger oder Autoren darauf aufmerksam geworden.
Wann immer ich Regeln von anderen Spielen borge oder anpasse, ist es mein Ziel, das sehr offen zu tun, um deutlich zu machen, woher meine Inspiration stammt. Zugleich versuche ich meine Adaptionen als Tribut an das eigentliche Spiel zu präsentieren.


Wenn ich eine Idee für ein neues Spiel hätte oder für die Adaption eines bestehenden Spiels, würdest und könntest du diese Regel auf deiner Website zu präsentieren?

Absolut! Meine größte Hoffnung ist, dass eine Gemeinschaft um die Green Box of Games entsteht, in der viele Leute ihre eigenen Spiele kreieren und auch teilen.


Du hast jetzt deine erste SPIEL hinter dir; wie erfolgreich war dieser erste Schritt für dich?

Ich betrachte meinen „ersten Schritt“ als sehr erfolgreich. Ich habe alle 100 Boxen auf der Messe in Essen verkauft und so mein eingesetztes Geld wieder eingenommen. Außerdem habe ich großartige Rückmeldungen von vielen Seiten bekommen.
Diese "Very First Edition" der Green Box of Games ist weiterhin erhältlich bei The Game Crafter. Sie werden auch gerne eine einzelne Box produzieren, es ist halt nur nicht besonders billig.



Wie geht es weiter mit der Green Box of Games?

Sie ist ganz klar als Langzeit-Projekt geplant. Der nächste Schritt ist auf jeden Fall der aktuell laufende Kickstarter, mit dem ich ein größeres Publikum erreichen und die Produktion von einigen tausend Einheiten finanzieren möchte.


Soll es auch Erweiterungen des bestehenden Materials geben?

Natürlich denke ich auch über Erweiterungen nach. Ich finde aber, es geht auch um die Schönheit des Einfachen, und die Kreativität blüht besonders auf, wenn sie in engen Grenzen gehalten wird. Ich denke, man hat schon eine Menge Möglichkeiten mit dem aktuell vorhandenen Material, und man läuft immer Gefahr, dass ein Spiel manchen Leuten nicht zugänglich genug erscheint, wenn es zu komplex wird.



Der Kickstarter für Green Box of Games ist unter der folgenden Verknüpfung zu finden:

Hinweis:
Die Veröffentlichung dieses Interviews erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Spielerei.
Die vollständige Version erscheint in der kommenden Juli-Ausgabe.

Samstag, 1. Juli 2017

Die RPC 2017... hatte sie wenig zu bieten?

Ist es zu spät, noch über die Role PlayConvention 2017 zu sprechen?
Wahrscheinlich schon... aber ein paar Sachen wollte ich denn doch noch mit euch teilen, weil sie mir einfach am Herzen liegen.
Die Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren zum zweiten großen Branchentreffen der Rollenspiel-Szene in Deutschland neben den Internationalen Spieltagen in Essen entwickelt.
Doch neben den Rollenspielern finden sich auch mehr und mehr andere Nerd-Themen dort, die um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen.
Hier darum einige...

Persönliche Eindrücke und Gedanken zur RPC 2017

  • Prometheus Games hat leider die Chance verpasst, sich der Kritik der Rollenspiel-Szene zu stellen und vielleicht etwas für den eigenen Ruf zu tun. Stattdessen haben sie sich aus Kostengründen im Vorfeld bereits abgemeldet.
    Feigheit vor dem "Feind" oder gute Entscheidung zur Bündelung der eigenen Ressourcen? Urteilt selbst...
  • Warum muss bei einer so großen Veranstaltung immer noch so viel schiefgehen?
    Angemeldete Programmpunkte verschwinden kommentarlos im Nirvana, trotz versendeter Bestätigungs-Mails (so konnte ich einen vorbereiteten Workshop nicht halten, weil er, obwohl angekündigt und bestätigt, nicht mehr im Programm zu finden war).Verlage wie Truant und Dausend Dode Drolle waren nicht im Messe-Katalog aufgeführt, obwohl bei der Buchung des Gemeinschaftsstandes mit der Redaktion Phantastik das Geld für eben diese Nennung abgebucht wurde.
    Dafür war der Stand von Mia Steingräber, die zusammen mit Judith und Christian Vogt die gemeinsam erschaffenen Welten Eis & Dampf und Scherbenland präsentieren wollte, gleich ganz verschwunden, und wurde in bester Messe-Guerilla-Manier selbst requiriert.

  • Die Messe Köln hat sich mal wieder beim Parken nicht mit Ruhm bekleckertn so dass man den richtigen Abstellplatz nur finden konnte, wenn man genau einem kleinen Schild folgte.
    Ansonsten wurde man von einem Parkplatz weggeschickt, der nur für LKWs gedacht war, oder man fuhr eine kilometerlange Straße entlang, auf der Suche nach einer Möglichkeit zu wenden.
    Die vielen Baustellen und die immer weitergehenden Standzeit-Beschränkungen auf verschiedenen Ausweich-Parkplätzen in der Umgebung haben die Situatiuon auch nicht gerade entschärft.
    Da sollte noch etwas mehr gehen...
  • Die RPC fand in zwei übereinander liegenden Hallen statt, wobei gefühlte 90% der Besucher in der oberen Halle blieben. Die wild durcheinander gemischten Stände bewegten sich dabei zwischen Verkauf, Verlag und Verkleidung hin und her, ohne sichtbare Ordnung.
    Die Suche nach einem bestimmten Stand wurde dadurch schnell zu einem konfusen Herumirren, denn die im im Programmheft abgedruckten Hallenpläne waren leider völlig unbrauchbar. Aufgeteilt in vier Teile, ohne jede Richtungsangabe und ohne Orientierungspunkte außer den Ständen selbst, waren sie dann auch noch so klein und kontrastarm gedruckt, dass es schier unmöglich war, sie zu entziffern.
  • Cosplay spielt eine immer zentralere Rolle auf der RPC ein.
    Das mag man mögen oder nicht, es ist aber eine Tatsache.
    Neben Dutzenden von Deadpools und Harley Quinns in allen Gewichtsklassen gab es auch einige wirklich herausragende Kostüme, bei denen man sich gar nicht vorstellen mochte, wie viel Zeit, Mühe und Aufwand in diese "Gewandungen" gesteckt wurde. Einige waren geradezu unglaublich in der Detailtreue und Aufwändigkeit und fanden gerechterweise viel Aufmerksamkeit.
  • Der Außenbereich war mal wieder vor allem ein Ort, an dem man sich lecker, wenn auch nicht immer preiswert verköstigen könnte.
    Die beiden Musik-Bühnen boten ein interessantes und vielseitiges Programm vom Gitarren-Folk bis zum Mittelalter-Rock, wenn man auch langsam das Gefühl bekommt, dass einige der Künstler einfach nur in einem Lagerraum der Messe geparkt werden, damit sie im nächsten Jahr wieder auf der Bühne stehen können.
  • Auch auf dieser RPC waren wieder organisierte Diebesbanden unterwegs, die teilweise mit mehreren Komplizen geschickt die Standbesetzung ablenkten und letztendlich Schäden im fünfstelligen Bereich bei verschiedenen Ausstellern anrichteten.
    Besonders ein dreister Raubzug, bei dem aus einem hinteren Lagerraum Geld gestohlen wurde, das bereits aus der eigentlichen Kasse gesichert worden war, konnte von den Betroffenen nur noch im Nachhinein mit verblüfftem Kopfschütteln quittiert werden.
  • In der Woche nach der Veranstaltung waren die deutschen Rollenspiel-Büros stellenweise wie ausgestorben, denn gefühlt die Hälfte der Szene hatte sich einen Virus zugezogen und lag mit Fieber oder Durchfall oder gleich beidem darnieder.
    Eins sage ich dir, unbekannter Schuldiger, wenn ich dich erwische... inzwischen kann ich auch wieder etwas mit dir anstellen.

Beute!

Ich kann zwar nicht alles aufführen, was sich an Neuheiten auf der RPC getummelt hat (da mich einige Sachen auch nicht sonderlich interessiert haben), aber dies zumindest waren die Objekte der Begierde, die sich in meine Einkaufstaschen verirrt haben:
  • Bei System Matters konnte man neben der Neuauflage von Beyond the wall auch das neue Erzählspiel Geh nicht in den Winterwald finden, das nach einer Vorbesteller-Aktion gerade erschienen war.
  • Flying Games brachte mit 42! – Ideen zum Rollenspiel mit Karten, eine Mischung aus Rollenspiel, Quellenbuch, Ideensammlung und Kreativressource, über das ihr demnächst noch mehr an dieser Stelle lesen werdet.
  • Von Pegasus wanderte das Regelbuch von 7te See und das neue Bestimmungsbuch der unaussprechlichen Kreaturen für Cthulhu in meinen Einkaufsbeutel.
  • Wenn die DORP etwas Neues herausbringt, bin ich grundsätzlich erstmal interessiert, und auch diesmal konnte ich dem Schrecken aus der Tiefe, einem absurden Mini-Rollenspiel über Meereskreaturen, die an Land schleichen, um sich gegen die Verschmutzung der Meere zu wehren, nicht widerstehen.
  • Die bereits erwähnten Judith und Christian Vogt konnten mich vom Scherbenland überzeugen, einem slawisch geprägten Fantasy-Setting in der napoleonischen Epoche.
  • Nicht mehr ganz neu (Dezember 2016), aber auf jeden Fall interessant genug für einen Kauf, war das Rollenspiel No Return, eine Mischung aus Endzeit, Dystopie und Science-Fiction, die mit einigen innovativen Ideen aufwarten kann.

Fazit

Die Role Play Convention ist ein Ort, an dem man sich locker zwei Tage aufhalten kann, wenn man sich auf das einlässt, was sie zu bieten hat.
Sie ist kein Messe-Event wie die Internationalen Spieltage, bei dem man einfach von Halle zu Halle wandert und am Ende immer noch das Gefühl hat, dass man nicht alles gesehen hat. Hier hat man nach einem halben Tag tatsächlich alles gesehen, und wer eine solche Veranstaltung nur darauf reduziert, der muss hier keine weitere Zeit investieren.
Anders auf der SPIEL gibt es hier aber auch eine recht große Anzahl an Rollenspielrunden und Workshops, vor allem aber auch die Gelegenheit, mit den anwesenden Machern der Szene längere Gespräche zu führen, Zeichnern über die Schulter zu blicken, gänzlich andere Bereiche des Nerdtums kennenzulernen.
Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf die RPC, und ich werde auch nächstes Jahr bestimmt wieder vor Ort sein, um mich zwei Tage lang auch mal treiben zu lassen, dann aber auch mit vielen neuen Eindrücken und bestimmt auch Arbeitsaufträgen zurückzukommen.