Dienstag, 14. August 2018

AnRUFung 2018 - Innsmouth zu Gast in Hessen

Nach einigen Fehlversuchen ist es mir 2018 endlich gelungen, den Nachfolger der guten alten Deutschen Cthulhu-Convention zu besuchen, die AnRUFung, ausgerichtet von der Deutschen Lovecraft-Gesellschaft.

Die Lokation

Die AnRUFung fand auch diesmal wieder auf der JugendBurg Hessenstein statt, zwischen Kassel und Marburg, irgendwo in der hessischen Pampa.
Es handelt sich dabei um eine klassische Jugendherberge, die jedoch in einer alten Burg auf einem Berg angesiedelt wurde (ähnlich der alten Cthulhu-Wirkungsstätte Burg Rieneck). Trotz dieser exponierten Lage ist der Bau jedoch ein einziges Funkloch, und sein Inneres entpuppte sich als Labyrinth aus Treppen, Räumen und Aufgängen, bei dem man jede Menge Schritte hinter sich brachte, um zu den Spielstätten zu gelangen (und wieder zurück, wenn man was vergessen hatte).
Die Zimmer waren Jugendherbersstandard, aber offensichtlich kürzlich auf den neusten Stand gebracht und sogar mit eigenem Bad ausgestattet. Besonders erwähnenswert: die Betten konnten selbst einen Menschen von 1,90m problemlos beherbergen.
Das Essen war in Ordnung (guter Jugendherbergs- standard) und wurde immer durch Obst und Salat aufgelockert. Vor allem der Grillabend am Samstag war rundum gelungen.
Von daher, hier gab es nichts zu meckern.


Das Programm

Wie immer hatte ich für mich ein fast komplettes Programm als Spielleiter zusammengestellt. Dies war zu Zeiten der Deutschen Cthulhu-Convention vor allem dem Chaos geschuldet, das regelmäßig um die Anmeldung für die vorhandenen Spielrunden entstand, doch diesmal hätte ich aufgrund der gut funktionierenden Vorbereitung über Easy-Con auch in der einen oder anderen Runde mitspielen können.
Mal sehen, wie es nächstes Jahr aussieht, denn es gab viele sehr interessant klingende Programmpunkte, die mich durchaus gereizt hätten.
Neben Rollenspielrunden aus quasi allen Epochen konnte man einige Workshops besuchen, Hörspiele hören, Filme gucken usw.
Ein wichtiges Highlight für mich waren das Grillen am Samstag und das anschließende Table-Quiz, das jedoch mit der parallel stattfindenden Mallorca-Party im Cthulhu-Style einen starken Konkurrenten hatte.
Den großen Abschluss bildete die Piraten-Party.

"Meine" AnRUFung

Donnerstag Abend startete mit einem Schockmoment, denn ich hatte zwar das Abenteuer Southern Gods dabei, nicht jedoch die zugehörigen Charaktere. Es kostete mich fast eine Stunde, Ersatzbögen aufzutreiben, und dann mussten noch die Charaktere neu erstellt werden, so dass die Runde zeitlich völlig aus den Fugen geriet und ich das Ende erzählen musste.
Am nächsten Vormittag hielt ich meinen Workshop Von der Idee zum Abenteuer, der nach einem recht behäbigen Einstieg dann doch sehr lebhaft wurde. Und das Ergebnis (der versuchte Sturz der italienischen Regierung mit cthulhuiden Mitteln aufgrund eines Korruptionsskandals) war auch angemessen absurd. Feine Sache, das...
Träume im Licht, ein neues Abenteuer in der Apokalypse der Dämmerlande (siehe Cthulhu-Band Terror Germanicus), wurde danach zu einem gruseligen und wahnsinnigen Par-Force-Ritt durch ein verheertes Deutschland im Jahr 1929. Und auch das ambivalente Ende, bei dem niemand wusste, ob man jetzt alles richtig oder alles falsch gemacht hatte, hat wunderbar funktioniert.
Der schillernde Reiz der Angst, das Aufdecken eines cthulhuiden Komplotts im Paris des Jahres 1926 mit einem (hoffentlich) überraschenden Antagonisten, führte nach anfänglichen Problemen doch noch zu einem gelungenen Ende, bei dem das perfide Spiel eines Verschwörers rechtzeitig aufgedeckt wurde.
Samstag Vormittag versuchten sich fünf Anwesende an den Cthulhu Tales, einem wirklich schönen Erzählspiel auf Kartenbasis, und trotz anfänglicher Probleme (die vor allem daraus resultierten, dass ich zu dumm bin, Regeln zu lesen) hatten alle Anwesenden Spaß daran, sich selbst um Kopf und Kragen zu reden. Sehr empfehlenswertes Spiel!
Meine letzte Runde war dann Auf Wolke 7 für das in Entwicklung befindliche Plüschtier-Horror-Rollenspiel Bäronomicon. Fünf pelzige Helden zusammen mit einem ... genialen Wissenschaftler und seinem ... einzigartigen Assistenten auf einem Luftschiff, was kann da schon schiefgehen? Richtig, alles! Es wurde viel gelacht, und das trotz weiter anhaltender Probleme mit dem Regelwerk. Da muss ich nochmal ran...
Der Abend führte dann nach Grillen und Tablequiz zur abschließenden Piraten-Party, die für mich nach langen und wundervollen Gesprächen mit Leuten wie Sylvia Schlüter, Michael L. Jaegers, Simon Stucke, Jamaina Will und Hadmar Wieser erst gegen 4:30 Uhr morgens endete.
Die Rückfahrt war entsprechend von jeder Menge Kaffee-Konsum und vielen Gesprächen zum Wachbleiben geprägt.

Fazit

Ich fühlte mich mal wieder rundum wohl auf der AnRUFung, und für einen lovecraft-interessierten Rollenspieler ist diese Convention eigentlich ein Pflichttermin im Jahr, bei dem er die ganze Vielschichtigkeit des cthulhuiden Rollenspiels und seiner Randbereiche vorgeführt bekommt.
Die Organisation, die in der Vergangenheit mit einigen Problemen zu kämpfen hatte, hat die Sache inzwischen sehr gut im Griff. So sorgt man beispielsweise auch dafür, dass Leute, die nicht allein anreisen können, sondern einen Shuttle-Service vom nächsten Bahnhof brauchen, die Burg problemlos erreichen können.
Und bei einem Preis von 125-145 Euro für drei Übernachtungen mit Vollverpflegung kann man sich auch kaum beschweren.
Soviel sollte also klar sein: sollte es irgendwie zeitlich machbar sein, ich bin auch nächstes Jahr wieder dabei.

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