Samstag, 1. Juli 2017

Die RPC 2017... hatte sie wenig zu bieten?

Ist es zu spät, noch über die Role PlayConvention 2017 zu sprechen?
Wahrscheinlich schon... aber ein paar Sachen wollte ich denn doch noch mit euch teilen, weil sie mir einfach am Herzen liegen.
Die Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren zum zweiten großen Branchentreffen der Rollenspiel-Szene in Deutschland neben den Internationalen Spieltagen in Essen entwickelt.
Doch neben den Rollenspielern finden sich auch mehr und mehr andere Nerd-Themen dort, die um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen.
Hier darum einige...

Persönliche Eindrücke und Gedanken zur RPC 2017

  • Prometheus Games hat leider die Chance verpasst, sich der Kritik der Rollenspiel-Szene zu stellen und vielleicht etwas für den eigenen Ruf zu tun. Stattdessen haben sie sich aus Kostengründen im Vorfeld bereits abgemeldet.
    Feigheit vor dem "Feind" oder gute Entscheidung zur Bündelung der eigenen Ressourcen? Urteilt selbst...
  • Warum muss bei einer so großen Veranstaltung immer noch so viel schiefgehen?
    Angemeldete Programmpunkte verschwinden kommentarlos im Nirvana, trotz versendeter Bestätigungs-Mails (so konnte ich einen vorbereiteten Workshop nicht halten, weil er, obwohl angekündigt und bestätigt, nicht mehr im Programm zu finden war).Verlage wie Truant und Dausend Dode Drolle waren nicht im Messe-Katalog aufgeführt, obwohl bei der Buchung des Gemeinschaftsstandes mit der Redaktion Phantastik das Geld für eben diese Nennung abgebucht wurde.
    Dafür war der Stand von Mia Steingräber, die zusammen mit Judith und Christian Vogt die gemeinsam erschaffenen Welten Eis & Dampf und Scherbenland präsentieren wollte, gleich ganz verschwunden, und wurde in bester Messe-Guerilla-Manier selbst requiriert.

  • Die Messe Köln hat sich mal wieder beim Parken nicht mit Ruhm bekleckertn so dass man den richtigen Abstellplatz nur finden konnte, wenn man genau einem kleinen Schild folgte.
    Ansonsten wurde man von einem Parkplatz weggeschickt, der nur für LKWs gedacht war, oder man fuhr eine kilometerlange Straße entlang, auf der Suche nach einer Möglichkeit zu wenden.
    Die vielen Baustellen und die immer weitergehenden Standzeit-Beschränkungen auf verschiedenen Ausweich-Parkplätzen in der Umgebung haben die Situatiuon auch nicht gerade entschärft.
    Da sollte noch etwas mehr gehen...
  • Die RPC fand in zwei übereinander liegenden Hallen statt, wobei gefühlte 90% der Besucher in der oberen Halle blieben. Die wild durcheinander gemischten Stände bewegten sich dabei zwischen Verkauf, Verlag und Verkleidung hin und her, ohne sichtbare Ordnung.
    Die Suche nach einem bestimmten Stand wurde dadurch schnell zu einem konfusen Herumirren, denn die im im Programmheft abgedruckten Hallenpläne waren leider völlig unbrauchbar. Aufgeteilt in vier Teile, ohne jede Richtungsangabe und ohne Orientierungspunkte außer den Ständen selbst, waren sie dann auch noch so klein und kontrastarm gedruckt, dass es schier unmöglich war, sie zu entziffern.
  • Cosplay spielt eine immer zentralere Rolle auf der RPC ein.
    Das mag man mögen oder nicht, es ist aber eine Tatsache.
    Neben Dutzenden von Deadpools und Harley Quinns in allen Gewichtsklassen gab es auch einige wirklich herausragende Kostüme, bei denen man sich gar nicht vorstellen mochte, wie viel Zeit, Mühe und Aufwand in diese "Gewandungen" gesteckt wurde. Einige waren geradezu unglaublich in der Detailtreue und Aufwändigkeit und fanden gerechterweise viel Aufmerksamkeit.
  • Der Außenbereich war mal wieder vor allem ein Ort, an dem man sich lecker, wenn auch nicht immer preiswert verköstigen könnte.
    Die beiden Musik-Bühnen boten ein interessantes und vielseitiges Programm vom Gitarren-Folk bis zum Mittelalter-Rock, wenn man auch langsam das Gefühl bekommt, dass einige der Künstler einfach nur in einem Lagerraum der Messe geparkt werden, damit sie im nächsten Jahr wieder auf der Bühne stehen können.
  • Auch auf dieser RPC waren wieder organisierte Diebesbanden unterwegs, die teilweise mit mehreren Komplizen geschickt die Standbesetzung ablenkten und letztendlich Schäden im fünfstelligen Bereich bei verschiedenen Ausstellern anrichteten.
    Besonders ein dreister Raubzug, bei dem aus einem hinteren Lagerraum Geld gestohlen wurde, das bereits aus der eigentlichen Kasse gesichert worden war, konnte von den Betroffenen nur noch im Nachhinein mit verblüfftem Kopfschütteln quittiert werden.
  • In der Woche nach der Veranstaltung waren die deutschen Rollenspiel-Büros stellenweise wie ausgestorben, denn gefühlt die Hälfte der Szene hatte sich einen Virus zugezogen und lag mit Fieber oder Durchfall oder gleich beidem darnieder.
    Eins sage ich dir, unbekannter Schuldiger, wenn ich dich erwische... inzwischen kann ich auch wieder etwas mit dir anstellen.

Beute!

Ich kann zwar nicht alles aufführen, was sich an Neuheiten auf der RPC getummelt hat (da mich einige Sachen auch nicht sonderlich interessiert haben), aber dies zumindest waren die Objekte der Begierde, die sich in meine Einkaufstaschen verirrt haben:
  • Bei System Matters konnte man neben der Neuauflage von Beyond the wall auch das neue Erzählspiel Geh nicht in den Winterwald finden, das nach einer Vorbesteller-Aktion gerade erschienen war.
  • Flying Games brachte mit 42! – Ideen zum Rollenspiel mit Karten, eine Mischung aus Rollenspiel, Quellenbuch, Ideensammlung und Kreativressource, über das ihr demnächst noch mehr an dieser Stelle lesen werdet.
  • Von Pegasus wanderte das Regelbuch von 7te See und das neue Bestimmungsbuch der unaussprechlichen Kreaturen für Cthulhu in meinen Einkaufsbeutel.
  • Wenn die DORP etwas Neues herausbringt, bin ich grundsätzlich erstmal interessiert, und auch diesmal konnte ich dem Schrecken aus der Tiefe, einem absurden Mini-Rollenspiel über Meereskreaturen, die an Land schleichen, um sich gegen die Verschmutzung der Meere zu wehren, nicht widerstehen.
  • Die bereits erwähnten Judith und Christian Vogt konnten mich vom Scherbenland überzeugen, einem slawisch geprägten Fantasy-Setting in der napoleonischen Epoche.
  • Nicht mehr ganz neu (Dezember 2016), aber auf jeden Fall interessant genug für einen Kauf, war das Rollenspiel No Return, eine Mischung aus Endzeit, Dystopie und Science-Fiction, die mit einigen innovativen Ideen aufwarten kann.

Fazit

Die Role Play Convention ist ein Ort, an dem man sich locker zwei Tage aufhalten kann, wenn man sich auf das einlässt, was sie zu bieten hat.
Sie ist kein Messe-Event wie die Internationalen Spieltage, bei dem man einfach von Halle zu Halle wandert und am Ende immer noch das Gefühl hat, dass man nicht alles gesehen hat. Hier hat man nach einem halben Tag tatsächlich alles gesehen, und wer eine solche Veranstaltung nur darauf reduziert, der muss hier keine weitere Zeit investieren.
Anders auf der SPIEL gibt es hier aber auch eine recht große Anzahl an Rollenspielrunden und Workshops, vor allem aber auch die Gelegenheit, mit den anwesenden Machern der Szene längere Gespräche zu führen, Zeichnern über die Schulter zu blicken, gänzlich andere Bereiche des Nerdtums kennenzulernen.
Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf die RPC, und ich werde auch nächstes Jahr bestimmt wieder vor Ort sein, um mich zwei Tage lang auch mal treiben zu lassen, dann aber auch mit vielen neuen Eindrücken und bestimmt auch Arbeitsaufträgen zurückzukommen.

2 Kommentare:

  1. Kann ich so bestätigen. Wobei ich wohl ein oder zwei Dinge verpasst habe, wenn ich mir deinen Einkauf so anschaue... Bin aber auf jeden Fall n#chstes Jahr wieder dabei.

    AntwortenLöschen
    Antworten

    1. Mach dir nichts draus; wahrscheinlich habe ich auch so einiges übersehen.

      Löschen