Da es mir widerstrebt, irgendwelche geschriebenen Sachen einfach so liegenzulassen, nehme ich mir daher nun die Freiheit, meinen persönlichen Februar einfach um einen Tag zu verlängern (ist ja eh unverschämt kurz, dieser Monat).
Die RPG-Blog-O-Quest im Februar 2018 lief unter dem Motto Das perfekte Rollenspiel und wurde ausgerichtet von Spiele im Kopf.
Wie immer geht es darum, zu einigen vorgegebenen Fragen zum Thema Rollenspiel Stellung zu beziehen.
Die Fragen:
Über- und Unterwürfeln, Poolsysteme, Karten ziehen oder erzählerische Fakten schaffen – die Liste der Mechanismen ist lang. Die perfekten Rollenspielregeln gibt es aus meiner Sicht nicht.
Oder vielleicht sollte ich eher sagen, es gibt sie nicht in allgemeingültiger Form.
Wenn ich gerade einen Abend voller wilder, ungezügelter Action-Film-Helden erleben möchte, die alles über den Haufen schießen können, brauche ich dafür ein anderes Regelwerk, als wenn ich hoffnungslos überforderte Opfer cthulhuider Monster von einem Grauen ins nächste stolpern lassen möchte. Will ich also meinen Spielstil wechseln, so brauche ich aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere "perfekte" Rollenspiele... oder zumindest das, was einem solchen am nächsten kommt.
Wenn es um meine eigenen Vorlieben geht, mag ich eher einfache Regelwerke, die kein tagelanges Studium der notwendigen 14,5 Regel-Folianten erfordern, bevor ich loslegen kann. Das istellt für mich einfach zu viel Aufwand dar, den ich mir weder leisten kann noch will.
Regeln sollen mich unterstützen, wenn ich sie brauche, und verschwinden, wenn ich sie nicht brauche. Wenn ich jede Aktion in ein Regelgerüst zwängen muss, statt einfach mal drauflos handeln zu können, dann bin ich ebenso unglücklich wie bei einem Regelwerk, das sich im Endeffekt keine Mühe gibt, mir die wichtigsten Hilfestellungen fürs Spiel zu geben.
Ich habe bislang noch kein Regelwerk gefunden, welches das perfekt für mich erledigt (möchte darum auch keins nennen), aber vielleicht finde ich diesen Heiligen Gral des Rollenspiels ja irgendwann auf meiner Reise noch.
Frage 2:
EDO, Sword & Sorcery, Harte SF, Postapokalypse – so viele Genres. Das perfekte Rollenspielsetting ist immer das, worauf ich gerade Lust habe.
Normalerweise darf es für mich genre-mäßig wild durcheinander gehen. Da dürfen verrückte Wissenschaftler mit ihren gefährlichen Apparaturen auf Drachen und uralte Götter losgehen, und magisch begabte Helden können durch einen düsteren Großstadtdschungel versuchen, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.
Doch manchmal möchte ich auch gerne ein bestimmtes Genre ganz klassische bedienen und mich nicht von irgendwelchen anderen Dingen ablenken lassen.
Von daher ist natürlich TORG als wilder Mischmasch aller nur denkbaren Genres und Stile genau mein Spiel, ebenso wie ich viele Steampunk-Universen liebe.
Auf der anderen Seite sind aber auch Settings wie Cthulhu oder Dragonlance auf jeden Fall eine Nennung wert.
Frage 3:
Aufwändige Hardcover, günstige Taschenbücher, Boxen oder PDFe. Das perfekte Starterprodukt ist preisgünstig, bietet einen schnellen Einstieg und steht nicht für sich alleine.
Wie wir alle wissen: Was nichts kostet, ist auch nichts. So zumindest die immer wieder zu hörende landläufige Meinung.
Von daher würde ich sagen, dass ein kostenloser Einstieg in das Hobby zwar nett ist, aber die Bindung an ein Produkt häufig erst dadurch entsteht, dass man etwas kauft, das man dann auch wirklich ausprobieren möchte.
Zu teuer darf es aber auch nicht sein, da ansonsten die Hemmschwelle zu hoch ist, es sich überhaupt zuzulegen. 20 Euro, 30 Euro? So in der gegend!
Der Einstieg in das Spiel sollte schnell erfolgen können. Vorbereitete Charaktere mit passenden Bildern in guter Qualität, gut aufbereitete Regeln, die man schnell erfassen kann, um möglichst noch am gleichen Tag beginnen zu können.
Rollenspiel tritt hier gegen Computerspiele und Brettspiele an, die beide genau diesen schnellen Einstieg ermöglichen.
Der wichtigste Punkt ist aber, dass es nach dem Einsteiger-Produkt weiter geht. Wenn die Ansprüche steigen, neue Regeln gebraucht werden, neue Kreaturen auftauchen sollen und die Welt einfach größer werden muss, dann hilft eine weiterführende Produktlinie, die diese Wünsche erfüllen kann.
Frage 4:
Metaplot und Sandkasten, Splat-Books und Hintergrundbände, One-Shots und Kampagnen – Möglichkeiten, sich in einem Rollenspiel auszutoben, gibt es viele . Die perfekten Ergänzungspublikationen muss jeder für sich selbst und für sein Spiel finden.
Das Schwarze Auge lebt von jeher von seinen elaborierten Hintergrundbänden, Cthulhu (zumindest in Deutschland) von seinen historisch korrekt recherchierten Abenteuern, Savage Worlds oder FATE von eher kurz gehaltenen Informationen, aus denen man sich seine eigenen Szenarien strickt.
Und so unterschiedlich diese Spiele sind, so unterschiedlich sind darum auch die Wünsche der Spieler.
Niemand würde für FATE eine erschöpfende Beschreibung eines Landstrichs kaufen, während eine umfangreiche Regelerweiterung sicherlich nicht seinen Weg ins Herz eines Cthulhu-Spielers findet.
Frage 5:
Würfel, Spielleiterschirm, Kartenwerk oder Spielkarten. Das perfekte Rollenspielzubehör sind Bilder und Töne.
Ich habe Spiele mit verschiedensten Regeln ausprobiert, habe mit und ohne Landkarten gespielt, habe Würfel geworfen und Pokerkarten gezückt, aber es gab immer zwei Sachen, die mich besonders stark in die Welt hinein gezogen haben, durch die mein Charakter gerade wandert.
Zum einen waren dies Bilder, sowohl von Personen als auch Kreaturen und Landschaften. Es ist etwas anderes, mir eine zerklüftete Eiswüste vorzustellen, als einige Bilder einer solchen Landschaft zu sehen, die mir zeigen, wie es dort wirklich aussieht. Und auch der viktorianische Gentleman wird plötzlich eine viel plastischere Figur, wenn man sein Bild direkt vor Augen hat.
Zum anderen habe ich aber auch die Wirkung von Musik und Geräuschen schätzen gelernt. Ein düster wabernder Sythesizer, der in den Horror-Abend einführt, oder ein klimperndes Piano, das den Gang in den Western-Saloon begleitet, bringen die Spieler sofort an den Ort des Geschehens.
Das Gleiche gilt für Regen- und Sturmgeräusche auf einem einsamen Feld oder das Knarren von Schiffsplanken und Tauwerk bei der Überquerung eines Meeres.
Man sollte es aber natürlich nicht übertreiben und sich als Spielleiter am Ende mehr mit dem MP3-Player als mit dem Spieler auseinander setzen.
Bonusfrage:
Und dieses perfekte Produkt darf dann gerne geschrieben / publiziert werden von jedem.
Ich habe keine Berührungsängste zu irgendeinem Verlag oder Autor, von daher geht es mir vor allem um Inhalt und Qualität eines Buches, nicht um irgendwelche Namen, die auf dem Cover stehen.
Jeder Autor hat schon Schrott geschrieben, jeder Verlag hat schon Müll publiziert.
Und selbst wenn ich ein großer Fan irgendeines Schreibers bin, so schaue ich trotzdem erst einmal auf das Produkt an sich, bevor ich mich entscheide, ob ich es nun kaufe oder nicht.
Die RPG-Blog-O-Quest wurde diesmal angeleiert von Spiele im Kopf.
Dort findet ihr auch alle Antworten verlinkt, ebenso im Forum von RSP-Blogs.de.
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