Samstag, 24. August 2019

Niederrhein-Con 2019 - Der kleine Phönix aus der Insolvenz-Asche



Die Eulen-Con (ausgerichtet vom Uhrwerk-Verlag und der Brettspielkiste Dinslaken in Wesel, also quasi am Rande sowohl des Ruhrgebiets als auch des Rheinlands) sollte im August eine Alternative für diejenigen Rollenspieler bieten, denen der Weg zur RatCon nach Limburg zu weit war oder die nicht nur Interesse an Ulisses-Produkten hatten.
Neben Uhrwerk hatten auch andere Verlage wie System Matters und die Redaktion Phantastik schon früh ihre Teilnahme zugesagt, um dem Neuling auf der Con-Szene zum Erfolg zu verhelfen.
Doch nicht einmal drei Monate vor der Veranstaltung schlug die grausame Wirklichkeit zu.

Der Uhrwerk-Verlag meldet Insolvenz an

Aus heiterem Himmel schlug am 4. Juni 2019 die Nachricht in der Szene ein, dass der Uhrwerk-Verlag einen Antrag auf Insolvenz einreichen musste (siehe hier). Die Eulen-Con (recht offensichtlich nach dem Maskottchen der Uhrwerker benannt) schien geplatzt, denn unter diesen Bedingungen war bestimmt kein Geld vorhanden, um eine solche Veranstaltung durchzuführen.
Doch hinter den Kulissen begann sofort eine hektische Betriebsamkeit. Aussteller und andere Szenemenschen begannen mit dem jetzt alleingelassenen Veranstalter Markus Pomorin zu diskutieren, wie man die Con retten könnte. Ideen wurden hin und her geworfen, viele Leute boten ihre Hilfe an, Verlage und andere Aussteller sagten schon vorab für Stände auf einer eventuellen neuen Con zu, und auf der NordCon gab es endlich Gewissheit: es würde weiter gehen, wenn auch unter neuem Namen.
Die Niederrhein-Con war geboren und würde wie geplant vom 16. bis 18. August stattfinden.

Location und Aussteller

Die Niederrhein-Con fand in der Niederrhein-Halle in Wesel, einer zwar in die Jahre gekommenen, aber immer noch präsentablen Mehrzweckhalle. Die vorhandenen Plakate vor Ort zeigten denn auch, wer sich hier von Bands wie Brings über Künstler wie Torsten Sträter bis hin zu den Besuchern des Weseler Oktoberfests in nächster Zeit tummeln würde.
Einige alte Säcke ... äh... Recken kennen das Gebäude vielleicht noch als Veranstaltungsort der seligen DUZI (der "Duisburger Zinnfigurenbörse"), die trotz ihres Namens viele Jahre lang nicht in Duisburg, sondern hier stattfand.
Angenehm fiel für mich schon mal der große, kostenlose Parkplatz auf, der meine Reisekutsche in bequemer Laufentfernung von der Halle aufnahm. Einlass war Freitag ab 18:00 Uhr, 48 Stunden später endete die Veranstaltung. Wer wollte, konnte in den beiden Nächten der Convention auf dem Gelände zelten (was angesichts des Dauerregens sicher nicht angenehm war), eine Übernachtung in der Halle war jedoch nicht möglich.
In der großen Haupthalle, die man durch den Haupteingang betrat, befanden sich die meisten Stände. Neben Läden, Zeichnern und anderen Künstlern und Handwerkern waren dies vor allem kleinere und mittelgroße Verlage der Szene, und ich möchte mich schon jetzt entschuldigen, weil ich bestimmt jemanden vergessen habe:
Angenehm für Besucher wie Aussteller war, dass praktisch neben jedem Stand ein eigener Spieltisch vorhanden war. Wer darüber hinaus eine Runde anbieten wollte, konnte auf einige freie Spieltische in der Halle, vor allem aber auf die Empore ausweichen, die rund um den Saal lief. Dazu kamen noch verschiedene größere und kleinere Nebenräume, die für Workshops, Turniere usw. genutzt wurden. Einige Besucher beschwerten sich später über die Lautstärke in der Halle, aber es war eigentlich nicht lauter, als man es von anderen Conventions in einer solchen Umgebung (wie die FeenCon in der Stadthalle Bonn-Bad-Godesberg) gewohnt ist.
Das Orga-Team funktionierte schnell, effizient und freundlich, und wenn es wirklich mal ein Problem gab, wurde dies meistens schnell gelöst (ein Spieler im Rollstuhl wurde dann auch mal auf die Empore getragen). Im Allgemeinen lief alles sehr rund, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Orga gerade mal zwei Monate Zeit gehabt hatte, um alles vorzubereiten.
Das Catering der Halle versorgte die Anwesenden mit einfachen, aber schmackhaften Speisen und einem angemessenen Imbiss-Angebot zu erschwinglichen Preisen und wurde durch die Bank gelobt. Nur bei den Getränken musste man - wie üblich bei solchen Veranstaltungen - etwas tiefer in die Tasche greifen oder sich privat versorgen (es fanden keine Taschenkontrollen oder ähnliches statt).
Wer übrigens eine der 70 Con-Tassen ergattern konnte, die am Samstag gegen Mittag ausverkauft waren, hatte für 15 Euro nicht nur ein Erinnerungsstück in der Hand, sondern auch Zugriff auf eine Kaffee- und Tee-Flatrate für alle Tage der Veranstaltung.

Was gab es zu tun?

Natürlich bot jeder der anwesenden Verlage Proberunden seiner eigenen Spiele an, somit wurden alle oben aufgeführten Systeme auch bespielt. New Hongkong Story lief ganze viermal, und Seelenfänger wurde wegen der großen Nachfrage noch einmal ganz spontan gezockt (vielen Dank an Oliver Kersting für die Runde auf Zuruf).
Für besonderes Aufsehen (oder eher Aufhorchen) sorgte der Gong von System Matters, der jedes Mal ertönte, wenn bei einer Runde Dungeon Crawl Classic einer der Charaktere dem Spielsystem erlag.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag lief eine zwölfstündige Mini-Kampagne Star Trek Adventures (sicherlich die längste Spielrunde der Convention), man konnte Brettspiele ausleihen und Tabletops ausprobieren, und es fanden sich neben den Verlagsrunden auch noch Spieler für HeXXen 1733, FATE und einiges mehr.
Vor allem aber konnte man sich schön gemütlich mit den anwesenden Verlagsleuten unterhalten, Neuigkeiten erfahren, neue Projekte planen oder einfach ein bisschen kuscheln (siehe oben). Es herrschte eine gemütliche, wenig hektische Atmosphäre vor, welche die ganze Veranstaltung einfach zu einem angenehmen Ort machte. Und wenn man die anwesenden Verlagsleute kannte, konnte es einem (so wie mir) auch mal passieren, dass man zwischendurch kurz Standdienst schob, wenn gerade Not am Mann war.

Die Folgen

Am Samstagnachmittag war klar: das Risiko hatte sich gelohnt!
Markus Pomorin konnte mit Freude berichten, dass die Convention ihre Kosten wieder eingespielt hatte, und schon am Sonntag wurde der Termin für die Niederrhein-Con 2020 präsentiert, nämlich der 21. bis 23. August 2020 (siehe auch hier). Diese soll noch mehr Vielfalt bieten und für alle Rollenspieler, Tabletopper und Gesellschaftsspieler etwas zu bieten haben.
Insgesamt hatten im ersten Jahr 431 Besucher den Weg nach Wesel angetreten, dazu kamen noch 126 Mitarbeiter der Orga und der verschiedenen Aussteller. Damit war die Veranstaltung natürlich nicht gerade überfüllt, doch die allgemeine Stimmung unter den Veranstaltern und Ausstellern lässt darauf hoffen, dass man mit etwas mehr Werbung im Vorfeld und vor allem mehr Vorbereitungszeit mehr Gäste anlocken kann.
Die Location kann auf jeden Fall auch größere Besucherzahlen verkraften, und es gibt auch mehr als genug interessierte Aussteller, um eine interessante Convention auszurichten.
Von daher, wir sehen uns 2020 wieder, Wesel!


Das Innenfoto der Halle und das Foto von mir wurden zur Verfügung gestellt 
von Aşkın Hayat Doğan, nachdem meine eigene Kamera versagt hat.

Samstag, 3. August 2019

Lovecraftesque - Zug 8 - Die Ankunft des Vollenders


Fortsetzung der Erzählung von nurderTim (Übersicht unter Lovecraftesque - Das Blogspiel)

Die Ankunft des Vollenders

Transkript einer beschädigten Audio-Datei in einem verborgenen Ordner auf Raphael Duchamps Handy


[unverständlich]

Noch nie war ein Rufer so stark, so nah dem Klang der Felsen. So nah dem Hunger.
Er brauchte die Einsamkeit, um so stark zu werden. 
Der Narr ist verschwunden, der Unwissende geflohen, doch der Rufer ist geblieben.

Ich spüre seinen Gesang. 
Ich höre ihn nicht nur, ich fühle ihn mit Sinnen, die kein Wesen dieser Zeit noch kennt oder versteht. Und er rührt etwas in meinem Innersten, erweckt Kräfte und Gefühle in mir, die seit Jahrmillionen verloren schienen.

[unverständlich]

Ich gleite aus dem grünen Nebel heraus, bewege ihn mit meinen unsichtbaren Schwingen, doch niemand ist da, es zu sehen.
Nur der Rufer könnte wahrnehmen, was ich tue. Doch sein Geist ist nicht bei mir, sein Geist ist beim Vollender, bei seiner Stimme, die nur für ihn ertönt. Selbst ich kann sie nicht hören, doch ich weiß, was sie ihm sagt, so wie ich weiß, was geschehen wird.
Ein Zyklus endet, ein neuer beginnt.
Ich treibe dahin im Klang des Rufers, aale mich im Licht der Unendlichkeit, das durch die Decke strahlt.
Der Rufer hält es für den Mond ... doch das ist nicht wahr. Sein Verstand ist nur zu klein, zu begrenzt, um zu verstehen.
Ich hingegen erfasse die Unendlichkeit, vom Anfang bis zum Ende, in jedem Kreis von neuem, in allen Welten und Wirklichkeiten, zugleich und doch über alle Zeiten.
Ich beobachte. Das ist meine Aufgabe, seit vielen, vielen Äonen. Doch wer beobachtet, der lernt auch.

[unverständlich]

Der Fels beginnt sich zu regen, noch bevor der Gesang ertönt. Etwas steigt darin empor. Eine Macht, ein Leben ohne Tod, ein Ende ohne Anfang.
Dann ertönt die Stimme des Rufers, der Gesang, der verheißen war, so klar durch alle Welten, dass das Universum in sich erzittert. 
Wenn der Fels dann singt,
der Beobachter nicht mehr schweigt,
der Vollender Zeit und Raum verschlingt,
wird das Mahl sich einverleibt.

Wie Wasser wogt der Boden der Höhle, und aus dem Geysir flüssigen und doch festen Steins erhebt sich der Vollender.
Er ist selbst mir unbegreiflich in all seiner Erhabenheit, in all seinem Hunger.
Wie muss er dann erst auf den Rufer wirken?
Ich blicke auf die Spuren seiner peitschenden Arme, wie sie den Fels zerreißen, wie sie schabend über den Boden streifen, der unter ihrer Berührung zerspringt wie Glas. Die Splitter schießen durch die Höhle, treffen den Leib des Rufers, doch er scheint es nicht einmal zu spüren in diesem Moment.
Seine Stimme erstrahlt noch mehr, und das Licht, das von ihm ausgeht, ist fast heller als das Leuchten der Unendlichkeit.
Und zum ersten Mal seit Anbeginn der Welten kann ich sprechen, und meine Stimme dröhnt durch die Höhle. 

Es ist Zeit! 
Der Rufer muss sich mit dem Vollender vereinigen! 
Muss sein Innerstes darbieten der Macht, die alles verschlingt!

Das Blogspiel geht weiter bei ... 

Von der Seifenkiste herab ...


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