Freitag, 23. Dezember 2016

2016 - Reicht jetzt, kann weg!

Es geht auf das Jahresende zu.
Der richtige Zeit also, zurückzublicken und vorauszuschauen.
Ich will mich da gar nicht in langen Tiraden verzetteln, aber ein bisschen möchte ich mich doch erinnern.

2016 beginnt im Guten...

Was passiert alles 2016?
Ich starte meinen eigenen Blog.
Ich kann zwei Geschichten in verschiedenen Anthologien platzieren, also wieder in den Bereich Belletristik vordringen, in dem ich mich lange nicht mehr getummelt hatte.
Mein neues Plüschtier-Rollenspiel Bäronomicon und mein eigenes Universal-Rollenspiel ERIS beginnen ihre öffentliche Karriere mit ihren eigenen Facebook-Seiten.
Ich gewinne einen Abenteuer-Wettbewerb für Private Eye mit meinem Abenteuer Liebe, Geld und andere Intrigen.
Ich arbeite an einer Rollenspiel-Kampagne für Space: 1889 mit, außerdem erscheinen mit Der Mars und Das neue Ätherversum gleich zwei Bände für dieses Rollenspiel, an denen ich beteiligt war.
Ich spreche mit verschiedenen Verlagsverantwortlichen und werde wohl mit eigenen Projekten bei mehreren Rollenspielen Berücksichtigung finden.
Beim Boardgame-Jam in Essen entwickle ich zusammen mit zwei Kollegen ein interessantes neues Brettspiel, an dem ich immer noch arbeite.
Die Arbeit an einem neuen Kartenspiel namens Klunker-Chaos beginnt.
Ich bringe eine erfolgreiche RPC und eine spannende SPIEL hinter mich.
Alles soweit ganz prima...

...und endet im Chaos

Einige Sachen gingen natürlich auch schief.
Ich konnte einige Termine nicht einhalten, so dass einige halbfertige Schreibarbeiten noch auf meinem Rechner herum gammeln, ohne dass ich weiß, was ich mit ihnen machen soll.
Mitte des Jahres musste ich erstmals ein Projekt aus den oft zitierten "kreativen Differenzen" abbrechen, weil ich mich mit den anderen Teilnehmern nicht auf einen gemeinsamen Inhalt einigen konnte.
Und kurz nach der SPIEL '16 holten mich dann auch leider einige Probleme der Vergangenheit wieder ein, so dass ich mich in den letzten Wochen von 2016 mehr mit mir selbst als mit meiner Arbeit als Autor und Spieledesigner beschäftigen musste.
Wenn der Kopf in irgendwelchen anderen Sphären unterwegs ist, kann man sich eben nicht so gut auf die Arbeit konzentrieren, und so musste ich vieles schleifen lassen, was ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte.
Aber eins wollen wir dabei nicht vergessen...

Wir sind auf dem Weg in ein neues Jahr 2017!

Im nächsten Jahr wird alles anders... fangen so nicht alle guten Vorsätze an?
Aber es muss ja gar nicht alles anders werden; vieles darf auch so bleiben, wie es war.
Nur kriege ich vielleicht die Probleme der letzten Wochen wieder in den Griff und mache einige der Sachen besser, die ich bislang schlecht gemacht habe.
Wer weiß? Ich zumindest noch nicht... aber ich bin gespannt darauf, was kommt...

In diesem Sinne wünsche ich all denen, die das hier lesen, dass sie ein paar schöne Tage über Weihnachten haben und dass sie gut ins neue Jahr 2017 kommen.
Und natürlich, dass sich alle eure guten Vorsätze diesmal durchhalten lassen.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Space: 1889 - Das neue Ätherversum

Das Universum des Rollenspiels Space: 1889 ist sehr vielschichtig, aber nicht jeder Aspekt dieser einzigartigen Welt ist umfangreich genug, um einen eigenen Quellenband oder ein Abenteuer zu rechtfertigen.
Für solche kleineren Schnipsel Hintergrundwissen oder für einige wilde, aus dem Zusammenhang gerissene Ideen wurde Das neue Ätherversum geschaffen, 80 Seiten durcheinander gewürfelte Artikel für Spieler und Spielleiter gleichermaßen.
Die ersten 50 Seiten sind dabei so geschrieben, dass sie direkt aus der Welt von 1889 selbst stammen könnten.
Erst ab Seite 56 tauchen Spielwerte für die zuvor enthaltenen Artikel auf, so dass man diese direkt im Spiel einsetzen kann.

Wie wandere ich auf die Venus aus?
Mein eigener Anteil an diesem Produkt war zwar gering (von mir stammt der zweiseitige Ratgeber für Auswanderer auf die Venus), aber da ich immer wieder an Produkten für dieses Spiel beteiligt bin, wollte ich es trotzdem hier erwähnen.

Ein Liebesgruß von der Venus
Und nicht zuletzt habe ich es endlich geschafft, ein wenig Werbung für die seit drei Jahren auf dem deutschen Markt befindliche Baubau-Brause zu machen.
Der Geschmack von Wildheit und Abenteuer, bei Ihnen zuhause!
In diesem Sinne: Prost!

Dienstag, 6. Dezember 2016

Klunker-Chaos - Das Projekt

Ich beginne in den nächsten Tagen mit einem neuen Projekt, nämlich Klunker-Chaos.
Nach einem längeren Zeitraum, in dem ich andere Pläne in anderen Bereichen verfolgt habe, werde ich mich endlich mal wieder mit einem neuen Kartenspiel befassen, einfach, weil es mich in den Fingern gejuckt hat.
Momentan ist bei diesem Vorhaben noch alles in Entwicklung und somit auch in Bewegung, und vielleicht wird auch letztendlich gar nichts daraus, was in irgendeiner Weise vorzeigbar ist.
Aber sei's drum, ich möchte meinen Lesern die Möglichkeit geben, den Weg eines Spiels von der ersten Idee bis zum hoffentlich fertigen Produkt verfolgen zu können.
Folgt einfach in den nächsten Wochen und Monaten dem entsprechenden Label auf diesem Blog, um alles Weitere zu erfahren.

Mittwoch, 30. November 2016

BluRay-Premiere - Abattoir

Das Geheimnis der gestohlenen Zimmer

Das Fantasy Filmfest ist immer wieder ein Quelle der Lebensfreude für den Horror-Fan (oder ist das in diesem Fall vielleicht eher Todesfreude?).
2016 war mein Einstieg in das fröhliche Film-Gemetzel Abattoir (übersetzt "Schlachthaus"), der seit Anfang Oktober auch hierzulande als BluRay-Premiere erhältlich ist und nun endlich auch den Weg in meinen Player gefunden hat.

Inhalt

Julia Talben steckt in einem langweiligen Job als Immobilien-Journalistin fest. Doch ihr ödes Leben endet jäh, als die Familie ihrer Schwester grausam ermordet wird. Der geständige Mörder wird noch am Tatort festgenommen, doch auf die Gründe für seine Tat angesprochen, meint er nur, er habe getan, was getan werden musste.
Zusammen mit ihrem Freund, dem Polizisten Grady, will Julia nun herausfinden, warum ihre Schwester sterben musste. Doch als die beiden den Tatort nochmals aufsuchen wollen, stellen sie nicht nur fest, dass das Haus bereits weniger als eine Woche nach der Tat an einen geheimnisvollen Mann namens Jebediah Crone verklauft wurde, sondern auch, dass das komplette Zimmer, in dem die Tat geschah, aus dem Gebäude entfernt wurde!
Weitere Nachforschungen ergeben, dass dies bereits mit vielen anderen Tatorten geschehen ist, die Crone gekauft hat. Die Spur des Mannes führt in die bizarre Kleinstadt New English, die ein düsteres Geheimnis birgt.

Hintergrund

Regisseur Darren Lynn Bousman ist mir in der Vergangenheit nur als Regisseur von SAW 2 bis 4 begegnet (was in meinen Augen nicht gerade die beste Empfehlung darstellt), aber die Prämisse dieses Films klang interessant genug, um ihm doch noch eine Chance zu geben.
Eine Recherche im Internet ergab, dass der Regisseur schon seit 2009 an der eigenwilligen Geschichte arbeitet, zunächst in Form eines Comics, dann auch als Film.
Ein Prequel unter dem Titel The Dwelling soll bereits in Planung sein.

Vorlage

Der Film Abattoir basiert auf der gleichnamigen sechsteiligen Graphic Novel, die in den USA bei Radical Publishing erschienen ist.
Das eigentliche Konzept des Comics basiert auf Ideen von Darren Lynn Bousman, doch er überließ die Ausgestaltung des Projekts den beiden Autoren Troy Peteri and Rob Levin sowie dem Zeichner Bing Cansino.
Die Geschichte dreht sich um einen Immobilienmakler namens Richard Ashwalt, der ein Haus verkaufen soll, in dem ein schreckliches Massaker stattgefunden hat. Doch als ein geheimnisvoller Mann namens Jebediah Crone auftaucht und einen absurd hohen Preis für das Gebäude bietet, weigert der Makler sich, das Haus abzugeben, da er Crone nicht traut. Doch diese Weigerung lässt ihn tief in eine Welt aus Bedrohnung und Wahnsinn stürzen, aus der er sich möglicherweise nicht mehr befreien kann.
Wie man bereits sieht, die Geschichte der Graphic Novel hat wenig mit dem späteren Film zu tun. Tatsächlich stellt sie eher eine Art Prequel dar, so dass sie auch für denjenigen geeignet ist, der den Film bereits kennt.
Andererseits enthält sie allerdings einige Spoiler für den Film, so dass man sie vielleicht erst danach lesen sollte.

Präsentation

Die BluRay hat nur wenige Extras. Neben dem obligatorischen Trailer gibt es leider nur ein Making-Of von gut zehn Minuten, das vor allem aus kurzen Interview-Schnipseln und einigen Eindrücken vom Set besteht.
Schade, hier hätte ich mir mehr erhofft.

Zusatzmaterial: Soundtrack

Bereits im Kino fiel mir die überaus gelungene Filmmusik von Mark Sayfritz auf, so dass ich mir im Anschluss an den Film den Soundtrack besorgen musste.
Der Komponist ist mir bislang nicht aufgefallen, obwohl er bereits Filme mit Halle Berry, Jennifer Lawrence  und anderen mit Musik versorgt hat.
Auf jeden Fall hat er mit Abattoir eine starke Visitenkarte abgegeben. Es gibt keinen eindeutigen Stil bei diesem Soundtrack, der mal mit horror-typischen Streichern und Bläsern, mal mit fast atonalen Elektronik-Spielereien arbeitet. In manchen Momenten lugt Vangelis um die Ecke, dann wieder John Carpenter, und gelegentlich findet sich auch eine Sound-Collage mit eingestreuten Stimmenschnipseln.
Einige Themen hätte ich mir zum Hören etwas länger ausgespielt gewünscht, aber im Film entfaltet die Musik bisweilen eine fast hypnotische Wirkung.

Fazit

Abattoir baut trotz seines blutrünstigen Namens eher eine Gruselgeschichte mit modernen Elementen auf, als dass es sich um eine Gewaltorgie handelt.
Der Einstieg ist für einen Film dieses Genres noch angemessen blutig, im weiteren Verlauf wird jedoch eher ein gelungenes Geheimnis aufgebaut.
Der Film wartet dabei mit klassischen Bildern auf, die jedoch in ihrer Art immer wieder zu gefallen wissen, vor allem, da sie mit sehr viel Stilgefühl und Atmosphäre inszeniert werden. Vor allem die Darstellung der Stadt New English hat einen angenehm surrealen Touch, der den Ort irgendwo zwischen Twin Peaks und Silent Hill verortet.
Die Auflösung bleibt im Rahmen des Plots durchaus logisch (ohne allzu vorhersehbar zu sein) und führt sich nicht selbst ad absurdum. Die finalen Szenen werden dann jedoch, obwohl sie extrem stimmungsvoll beginnen, etwas überstrapaziert, so dass sie manchmal eher einer Geisterbahn entstammen als einer bizarren Horrorwelt.

Die Schauspieler bieten bei all dem eine durchweg solide, wenn auch vielleicht nicht immer oscarreife Leistung.
Insgesamt bietet Abattoir somit einen gelungenen Mix aus Horror-, Grusel- und Thriller-Elementen, den ich jedem ans Herz legen möchte, der sich von wohligem Grusel angesprochen fühlt.

Hinweis:
Die Rezension erfolgt anhand von selbst gekauften Exemplaren von BluRay, Comic und Soundtrack.
 

Trailer


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Samstag, 12. November 2016

Private Eye - Liebe, Geld und andere Intrigen

Das Titelbild des Abenteuers
Auf der SPIEL '16 war ich übrigens nicht nur als Besucher, sondern auch als Autor vertreten.
Zum ersten Mal seit längerer Zeit habe ich mal wieder ein Rollenspiel-Abenteuer veröffentlicht, und das auch noch als Premiere bei einem neuen Spiel, nämlich für Private Eye bei der Redaktion Phantastik.

Anfang 2016 habe ich mich an einem Abenteuerwettbewerb der beiden reizenden Damen beteiligt und konnte diesen mit meinem Beitrag Liebe, Geld und andere Intrigen schließlich sogar gewinnen, so dass der auf der SPIEL '16 erschienene Band schließlich nach meinem Text benannt wurde.

Aber das Heft enthält nicht nur meinen abenteuerlichen Erguss, sondern zusätzlich auch noch zwei weitere Teilnehmer des Wettbewerbs, nämlich Der Magier von Natascha Weiler und Die Leiche im Moor von Martin Dürr und Markus Kühn.
Insgesamt also drei sehr unterschiedliche Abenteuer in der bewährten Optik von Private Eye.

Interessierte Leser mögen sich einfach an den Shop des Verlages wenden, wo sie auch das ebenso frisch erschienene neue Regelwerk von Private Eye finden.

Freitag, 11. November 2016

Die Internationalen Spieltage in Essen - Alles eine Frage der Wahrnehmung...

Ich habe mich diesmal recht akribisch auf die Internationalen Spieltage 2016 vorbereitet, und genauso akribisch bin ich auch an die Nachbereitung herangegangen.
Von daher, obwohl die Messe schon so lange her zu sein scheint, bin ich erst jetzt fertig damit, all die Podcasts, Messeschilderungen und Erfahrungsberichte 'abzuarbeiten', die sich seitdem angesammelt haben.

Dabei war ich immer wieder verblüfft, wie sehr sich meine persönlichen Eindrücke von denen anderer Leute unterscheiden, so verblüfft, dass ich dazu einfach mal etwas schreiben musste.
Hier also ein paar ganz persönliche und bestimmt in keinster Weise allgemeingültige Gedanken zur SPIEL '16.

Die interessantesten Spiele - oder "Was ist daran interessant?"

Schon in den Vorberichten zur Messe ist mir aufgefallen, dass viele der genannten Spiele für mich ungefähr so interessant sind, wie mir eine Kegelkugel auf den großen Zeh fallen zu lassen.
Die hundertste Variante von "Wir bauen eine Stadt/ein Reich/ein Was-auch-immer und schieben Figürchen zu verschiedenen Orten." lässt mein Herz nicht schneller schlagen, und auch ein Spiel, das vor allem dadurch zu 'brillieren' scheint, dass es ganz viel Material und ganz viel Regelbuch und ganz viel alles hat, verleitet mich nicht zu spontanen Jubelarien.
Andere Spiele funktionieren nur mit bestimmten Spielerzahlen, selbst wenn sie für andere angegeben werden (ja, ich sehe Euch an, Captain Sonar und Futschikato), und werden trotzdem teilweise abgefeiert, als würden sie das Spielen neu erfinden.
Dafür gehen andere Sachen, vor allem von kleineren Verlagen und oft aus den ungeliebten hinteren Hallen (dazu später mehr), völlig unter und werden größtenteils ignoriert.

Legacy-Spiele - oder "Ich mag meine Spiele nicht kaputtmachen."

Die Begeisterung der Spielegemeinde für die sogenannten Legacy-Spiele ist auf der einen Seite verständlich, denn ein Spiel, bei dem sich die Regeln ändern, je nachdem, wie man die vorhergehende Runde gespielt hat, hat einen besonderen Reiz.
Nun widerstrebt es mir aber, ein Spiel partiell zu zerstören, um damit zu spielen, egal, ob ich Karten zerreißen, Spielmaterial bekleben oder irgendwelche verdeckten Felder freirubbeln muss. Ein so 'bearbeitetes' Spiel kann nur noch ich spielen, und das auch nur mit denen, die mit mir begonnen haben.
Wehe dem, der seine Spielrunde nicht mehr in der Originalbesetzung zusammentrommeln kann, denn ein Neuling muss sich jetzt mit dem zurechtfinden, was andere vor ihm getan haben ... nicht sehr befriedigend für diesen armen Tropf.
Und wenn ich durch bin, kann ich das Spiel nur noch verschrotten, denn niemand anders kann noch etwas damit anfangen. Das Spiel als Wegwerfartikel!
Na ja, bitte, wer sowas möchte ... ich jedenfalls nicht ...

Autoren-Fanboys und -girls - oder "Wer?"

Inzwischen sind wir an dem Punkt angekommen, wo Spieleautoren Fans haben. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn mir auch viele der im Vorfeld der Messe genannten Namen wenig bis nichts sagen.
Viel schlimmer finde ich aber die plötzlich auftauchende Tendenz, dass ein Spiel allein deshalb gut sein MUSS, weil es von diesem oder jenen Autor verfasst wurde. Da wird dann "Der neue Scherwinski" (Name zum Schutz der Betroffenen abgeändert) bereits vor der Erstveröffentlichung blind 'gekauft' (was völlig okay ist), aber eben leider auch höchst öffentlich und ebenso blind als eins der besten Spiele der Messe abgefeiert.
Und das finde ich nicht mehr okay. Ich bin selbst ein Fan bestimmter Autoren, Regisseure, Grafiker, Schauspieler oder Musiker, aber ganz ehrlich, ein wenig differenzierter äußere ich meine Vorfreude dann doch, denn bislang hat jeder Künstler in meinem Fan-Universum schon mal einen Aussetzer gehabt, der einfach nur Käse ist.
Wenn wir das nicht zugeben, bewegen wir uns schnell auf das Niveau von Boyband-Fans zu, die einfach kritiklos von vornherein alles toll finden, was von ihren Helden kommt.

Die ungeliebten hinteren Hallen - oder "Halle 4, 6 und 7 waren leer?"

Immer wieder musste ich außerdem hören, wie leer die hinteren Hallen der Messe waren, dass dort keine interessanten Spiele zu finden waren, dass Verlage hierhin 'verbannt' werden.
Ja, in den Hallen hinter der grandios überfüllten Halle 3 wurde man nicht auf Schritt und Tritt zerquetscht, das ist richtig. Es gab auch keine großen Verlage dort, die mit grandiosen Messefestungen die Gänge beherrschten.
Aber das tat der Spielfreude und auch dem Besucherstrom keinen Abbruch. Viele Stände waren umlagert von interessierten Besuchern, und selbst nach einem Dutzend Versuchen an verschiedenen Tagen ist es mir nicht gelungen, alle Sachen anzutesten, die für mich interessant gewesen wären.
Und JA, es gab interessante Spiele in den hinteren Hallen zu entdecken, oftmals von kleineren Herausgebern aus dem Ausland, die sich freuen, wenn man sie besucht und mit ihnen spielt, wenn man sie weiter empfiehlt und vielleicht sogar einen Bericht über ihre Spiele veröffentlicht.
Nichts gegen die großen Verlage, aber ich liebe die Begeisterung eines Autors beim Spielen seines eigenen Werks. Ich liebe die kleinen und kleinsten Spielefirmen, die aus ihren begrenzten Mitteln so viel Spiel wie möglich hervor zaubern, die ein Kartenspiel zu einem Erlebnis und ein kleines Brettspiel zu einem Abenteuer machen.
Es gibt sie, und zwar überall auf der Messe, manchmal auch zwischen den Großen der Branche veborgen, doch man muss sie halt suchen mit ihren kleinen Ständen.
Ich jedenfalls liebe die Hallen 4, 6 und 7 und verbringe oft mehr Zeit dort als in den überlaufenen  Gängen der 'vorderen' Messe.

Es gibt immer weniger Rollenspiel - oder "Wo seid ihr Rollenspieler denn?"

Jedes Jahr die gleiche Leier ... die SPIEL lohnt sich nicht für Rollenspieler, es gibt immer weniger Material, immer weniger Verlage.
Hm ... wart ihr eigentlich schon einmal dort in den letzten Jahren? Ja, es ist vor allem eine Brett- und Kartenspiel-Messe, aber eben auch eine Rollenspiel-Messe. Die meisten deutschen Verlage sind vor Ort, und inzwischen auch immer mehr internationale Mitbewerber. Es erscheinen Neuheiten, man kann mit Autoren und Verlagsleuten reden, ihnen die Meinung geigen oder ihnen eigene Projekte vorschlagen, es gibt sogar wieder Proberunden (wenn auch aufgrund der Standgröße vor allem bei den Platzhirschen der Szene).
Davon abgesehen gibt es Tabletops, Gesellschaftsspiele jeder Art mit phantastischem Hintergrund, Nerdkram, bis der Arzt kommt, jede Menge Läden ... was genau wollt ihr noch, damit sich die SPIEL in euren Augen auch als Rollenspiel-Event qualifiziert?
Kommt vorbei, habt Spaß, lasst euch die SPIEL nicht von den Gesellschaftsspielern wegnehmen.

Mein extrem persönliches Fazit - oder "Ich sehe das anders!"

Jeder Dauerbesucher erlebt sicherlich seine eigene Version der Internationalen Spieltage. Somit ist meine SPIEL nicht eure SPIEL, so viel ist klar.
Bestimmt kann ich in manchen Bereichen von euch lernen und mich für andere Dinge interessieren, aber ich würde mir auch wünschen, dass einige Leute sich aus ihrer eigenen Komfortzone heraus wagen und ihren Blick mal dorthin richten, wo ich normalerweise hin schaue.
Es muss euch ja nicht gleich in Ekstase versetzen, was ihr dort seht, aber so erlebt ihr vielleicht auch eine Messe, die ihr vorher nicht gekannt habt.
Ist das zu viel verlangt? Möglich, aber sich etwas zu wünschen hat noch niemandem geschadet.

Dienstag, 18. Oktober 2016

SPIEL '16... das war's schon?

Wieder einmal haben sich die Spieler der Welt in Essen versammelt, um für vier Tage die Realität hinter sich zu lassen und die Rolle von Piraten, Schatzjägern, Detektiven, Baumeistern oder tausend anderen Spielfiguren zu übernehmen.
Was kann man zur SPIEL dieses Jahr sagen? 

Größe

Letztes Jahr waren es vier Hallen, die Galeria und ein bisschen; dieses Jahr brauchten die Veranstalter schon neben der Galeria fünf komplette Hallen und einen Großteil der guten alten Halle 6, um alle Aussteller unterzubringen.
1.025 Aussteller und über 1.200 Neuheiten brauchen halt Platz. Und sie brauchen viele Erklärer, was sicherlich auch dazu beigetragen hat, dass man an manchen Ständen in diesem Jahr ein wenig professionelles und stellenweise fast demotiveirtes Auftreten des Standpersonals beobachten musste. Glücklicherweise waren dies noch Ausnahmen, aber es war schon auffällig.

In vier Tagen haben insgesamt 174.000 mehr oder weniger Verrückte die Gelegenheit genutzt, um sich über die neusten Spiele zu informieren und sie natürlich auch auszuprobieren.
Leider waren das neue Parksystem und die chaotischen Verhältnisse im baustellen-verseuchten Essen diesem Ansturm nicht gewachsen, so dass es nicht nur an den Kassen und Eingängen zu langen Rückstaus kam, sondern auch die ankommenden Aussteller, Besucher und Pressevertreter viel Zeit beim Stehen auf der Straße verbrachten.
Und wenn ich Berichten einiger Besucher glauben kann, musste auch der öffentliche Nahverkehr so manchen Fahrgast auf dem Bahnsteig stehen lassen, weil die Wagen so überfüllt waren, dass niemand mehr hinein passte.

Internationalität

Die Internationalen Spieltage werden ihrem Namen immer gerechter.
Die Aussteller kommen inzwischen aus 60 Ländern, und vor allem in den "hinteren" Hallen wird Englisch (mit den verschiedensten Akzenten) mehr und mehr zur Messesprache. Dies führte mehr als einmal dazu, dass mehrere Deutsche an einem Tisch sitzen und auf Englisch spielen, obwohl auch ihr "Erklärbär" Deutscher ist, man dies jedoch erst nach dem Ende der Runde bemerkt.

Die Spiele hingegen erscheinen inzwischen sehr häufig sofort mit deutschen Regeln oder gleich in einer komplett eingedeutschten Version, mit deutschen Kartentexten usw.
Man muss inzwischen schon gewiefter Messebesucher sein oder viel Glück haben, um herauszufinden, ob das Spiel, das man gerade in der englischen Version bei Verlag-X gespielt hat, nicht auch bei Verlag-Y in einer ganz anderen Halle in Deutsch vorliegt.
Vor allem bei internationalen Co-Produktionen ist das Lizenz-Gewirr kaum noch zu entschlüsseln, so dass manche englisch-sprachige Neuheit sich plötzlich als Spiel herausstellt, das auf dem deutschen Markt schon lange erhältlich ist.

Doch der schönste Teil dieser Internationalität ist sicher, dass man oft mit Franzosen, Japanern, Italienern, Russen, Rumänen, Amerikanern, Finnen und vielen anderen Nationalitäten an einem Tisch sitzt und einfach nur Spaß hat.
Man trifft Leute aus der ganzen Welt wieder, mit denen man letztes Jahr den Tisch geteilt hat, gibt sich gegenseitig Tipps oder unterhält sich einfach ein paar Minuten. Obwohl man sich nur für diese paar Minuten einmal im Jahr sieht, ist die Nähe groß genug, um sich sofort freundschaftlich verbunden zu fühlen.

Diebesbanden?

Viel weniger freundlich waren in diesem Jahr die Gerüchte, dass organisierte Diebesbanden sich in die Messe eingeschlichen hatten. So sollen viele Taschen und Rucksäcke verschwunden sein, Tablets und Kameras wurden ebenfalls Opfer der Diebe.
Am schlimmsten traf es den Verlag Ludicreations, dem am Samstag alle Einnahmen des Tages gestohlen wurden. Sie nahmen dies zum Anlass, ein Spiel darüber zu schreiben und einen Blitz-Kickstarter einzurichten, um den Verlust wieder abzufangen (wer ihnen also helfen möchte, darf sich gerne dorthin wenden).

Auf der anderen Seite gab es auch wieder genug Beispiele, wo verlorene Gegenstände von anderen Spielern ihren Eigentümern hinterher getragen wurden. Hoffentlich können wir also davon ausgehen, dass es sich wirklich um "Professionelle" handelt, die hier ihrem miesen Geschäft nachgehen, und nicht um fehlgeleitete Spieler. Zumindest möchte ich das gerne glauben.

Trends

Der Trend der Messe waren wohl Escape-Rooms, die man an mindestens vier Ständen erleben und auch erwerben konnte; die Bandbreite reichte dabei vom 12-Euro-Spiel bei KOSMOS bis zum Spielesystem für 50 Euro bei Noris, das vier Spiele enthielt.

Auch Legacy-Spiele gab es an vielen Stellen zu bewundern. Dabei handelt es sich um Spiele, die man häufig nur einmal spielen kann, da vorhandenes Material  beklebt, beschriftet oder gar zerstört werden muss, die dafür aber für viele Stunden Spaß reichen. Ich gebe zu, ich kann mit diesem Trend nichts anfangen, da ich einfach kein Spielmaterial unbrauchbar machen möchte, aber viele andere sind von diesem Trend, der im vergangenen Jahr aufkam, immer noch begeistert.

Ansonsten gab es eine starke Konzentration der Verlage auf entweder komplexe Spiele mit Regelbüchern vom gefühlten Umfang des Bürgerlichen Gesetzbuchs oder aber ganz einfache Spiele, die mit wenigen Minuten Erklärzeit und unter einer halben Stunde Spielzeit auskommen. Hier zeigt sich eine deutliche Differenzierung in der Szene, wobei jeder immer noch "sein" Spiel finden kann.

Beute!


Das obige Foto zeigt die Spiele, die ich von der Messe mit nach Hause gebracht habe, einige davon aus vorab finanzierten Kickstartern, andere als Rezensionsexemplare, aber die meisten (leider) als Ergebnis eines ungeahnten Kaufrauschs, der mich wieder einmal vor allem zu den kleineren Vertretern der Szene geführt hat.
Im Rollenspielbereich habe ich mich diesmal nicht ganz so ausgetobt, doch da wird in nächster Zeit sicherlich noch die eine oder andere Neuigkeit hinzukommen.
Ach ja, und falls ihr euch fragt, was die Tüte auf der linken Seite bedeutet: sollte meine Frau irgendwann dieses Foto sehen (Gott bewahre!), dann soll sie nicht erfahren, was sich darin befindet (zumindest nicht vor Weihnachten).

Fazit

Die SPIEL ist immer das absolute Highlight meines Nerd-Jahres, ein viertägiger Ausflug in eine andere Welt, die dann plötzlich um so vieles realer, wichtiger und wirklicher erscheint als der alltägliche Wahnsinn. Und dann ganz plötzlich, kaum dass sie begonnen hat, ist sie auch schon wieder vorbei.
Nur so ist es auch zu erklären, dass ich meinem Körper diese Strapaze jedes Jahr aufs Neues zumute und mich dann auch noch so gut dabei fühle, dass ich alle Schmerzen im Rücken und den Füßen und alle Hetze mit Begeisterung auf mich nehme.

Und von daher freue ich mich jetzt schon auf den 26. bis 29. Oktober 2017, wenn Essen wieder zum Mekka der Spielenden aus aller Welt wird.
Vielleicht sehen wir uns ja dort? Ich würde mich freuen!