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Dienstag, 24. September 2019

Lovecraftesque - Zug 12 - Oben am Berg


Fortsetzung der Erzählung von nurderTim (Übersicht unter Lovecraftesque - Das Blogspiel)

Oben am Berg

Interview auf Vorarlberg Online mit dem Bergbauern Alois Klinger, Tschagguns


Alois Klinger war ein Zeuge der Ereignisse, die zur unerklärlichen Zerstörung der Mittagsspitze geführt haben. Als unsere Reporterin Valentina Gruber ihn antraf, erholte er sich gerade von seinen Erlebnissen im Krankenhaus St. Vincenz in Zams.
Herr Klinger, Sie sind Landwirt in Tschagguns?

Ja, mein Hof ist unten in der Gemeinde selbst, mit Fremdenzimmer und Landgastronomie, aber die Weiden für die Tiere sind auch oben am Berg, vor allem unterhalb der Mittagsspitze, wo die Kühe das beste Gras finden.

Sie haben also die Ereignisse um die Mittagsspitze verfolgt?

Ja, ich war oben auf den Weiden, als das ganze Schlamassel losging. War sowieso schon ein seltsamer Tag gewesen, mit dem Nebel da oben, so ein dicker Nebel, wie ich ihn noch nie erlebt habe, und dann war die Feuerwehr da oben, und es waren eine Menge Leute da, die ich noch nie gesehen hatte... seltsamer Tag, ja... 

Und was haben Sie dann gesehen?

Na ja, gesehen erstmal gar nichts. Da war nur dieses Rumpeln unter der Erde, wissen Sie, ein Vibrieren, wie bei so einem Massagesessel. 
Ich dachte erst, das sei ein Erdbeben, aber hier oben in den Bergen gibt's eigentlich keine Erdbeben. Ich habe dann den Boden berührt, und meine Hände und Arme, mein ganzer Körper vibrierte auf einmal, das tat richtig weh. Um mich herum starben die Pflanzen ab, einige wurden mitsamt ihren Wurzeln aus dem Boden gerüttelt, als schiebe etwas von unten hoch ... oder als wollten sie nicht in diesem Boden bleiben.
Haben Sie die Weiden auf dem Berg gesehen?

Nein, warum? Was war damit?

Die sind völlig hinüber, da hat keine Pflanze überlebt. Sogar die Grashalme lagen nachher einfach auf dem Boden, mit den Wurzeln noch dran, allesamt gelb und tot.
Aber damit hat es doch nicht geendet, Herr Klinger, oder?

Nein, sonst wäre die Mittagsspitze ja noch da. Das Rumpeln kam von oben, merkte ich irgendwann, und ich sah hinauf, und da waren diese Nebel, aber sie waren keine Nebel mehr. Sie waren wie Fühler von einem Insekt, die aus dem Berg hinauswuchsen und in der Luft herumtasteten, als suchten sie irgendwas. Keine Ahnung, was das war ...

Herr Klinger, Sie wissen schon, dass sich das ein wenig seltsam anhört?

Ist mir egal, wie sich das anhört. Ich weiß, was ich gesehen habe.
Und da flogen diese Steine herum, oben am Berg, und sie kreisten um den Gipfel, wie in einem Tornado, dabei ging kein Lüftchen!

Sie meinen, die Steine wurden weggeschleudert und flogen auf Sie zu?

Nein, verdammt, hören Sie denn nicht zu? Die haben in der Luft gekreist, immer gekreist. Oben am Gipfel, und darunter, mindestens 200 Meter weit. Einige waren so groß wie ein Haus, oder ein Auto, aber sie bleiben trotzdem in der Luft, einfach so. Nur wenn sie mit den Fühlern zusammenstießen, dann platzten sie einfach, BÄNG, BÄNG, BÄNG! Und die Trümmer kreisten dann immer noch weiter.

Was für Steine waren das, ich meine, wo kamen sie her?

Das war die Mittagsspitze. Sie löste sich auf, oder die Fühler haben sie zerlegt, was weiß ich? Und je weiter das ging, desto weniger blieb von dem Berg, und umso mehr Steine flogen durch die Luft.
Doch das Schlimmste, das war diese Musik, die von den Fühlern ausging, die sich an den Bergen brach. Ich konnte sie hören, aber sie tat weh, in meinem Kopf, in meinem Geist. Ich habe versucht, sie loszuwerden. Ich habe mir den Schlüssel vom Trecker in die Ohren gestoßen, ganz tief, bis ich nichts mehr gehört habe.
Sehen Sie? Hier, unter dem Verband. Die Ärzte haben gesagt, sie können alles wieder in Ordnung bringen, aber wenn die Musik wiederkommt ... 

Anmerkung der Redaktion:
Wir haben in der Redaktion diskutiert, ob wir dieses Interview veröffentlichen sollten, haben uns dann trotz der offensichtlichen geistigen Verwirrung des Patienten dafür entschieden, da er scheinbar der einzige Zeuge des Untergangs der Mittagsspitze war.

Das Blogspiel geht weiter bei ... 

Von der Seifenkiste herab ...


Das Bild zum Artikel stammt von Pexels, auf der Website Pixabay

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